UFOP wagt den Blick ins Jahr 2040
Berlin, 25. September 2015 – Das Jubiläum des 25-jährigen Bestehens nahm die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.V. (UFOP) zum Anlass, gemeinsam mit Experten am 22. September 2015 weit nach vorne zu schauen: bis zum Jahr 2040. Im Mittelpunkt des traditionell zur Mitgliederversammlung ausgerichteten Fachforums stand am 22. September 2015 die Herausforderung, die Situation des Ackerbaus, der Biokraftstoffe und der Humanernährung im Jahr 2040 einzuschätzen.
Der Vorsitzende der UFOP, Wolfgang Vogel, konnte fast 120 Teilnehmer im Tagungszentrum Jerusalemkirche in Berlin-Kreuzberg begrüßen. Die Durchführung eines Fachforums zur Mitgliederversammlung des Verbandes sei mittlerweile gute Tradition. In diesem Jahr habe es sich die UFOP zur Aufgabe gemacht, anlässlich des 25-jährigen Bestehens nicht nur auf die vergangenen Jahre zurückzublicken, sondern den Blick nach vorne zu wenden: in das Jahr 2040. Anhand von Experten-Vorträgen wolle die UFOP Anstöße für die strategische Ausrichtung des Verbandes gewinnen.
In seinem sehr anregenden Impulsvortrag „Willkommen im Anthropozän“ beschrieb Christian Schwägerl, Biologe und Wissenschaftsjournalist, zu Beginn des Forums die Idee einer neuen Sichtweise auf die Menschheit als Gestalter eines neuen Erdzeitalters. Bereits zwei Drittel der Erdfläche seien zwischenzeitlich vom Menschen beeinflusst, sei es durch Städte- oder Wegebau, Rohstoffgewinnung in Bergwerken, land- und forstwirtschaftliche Nutzung oder durch klimatische Veränderungen. Dadurch ergebe sich auch eine erhebliche Verantwortung mit Blick auf die kommenden Generationen.
Schwägerl präsentierte Vorschläge, wie auf die Herausforderung der massiven Veränderungen reagiert werden könne. Dazu gehörten ein neues Verständnis der Landwirtschaft als komplexes Ökosystem und eine effiziente Nutzung neuer Technologien und vorhandener Reserven, z.B. in der Pflanzenzüchtung. Die Genbank am Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben sei „die wahre Zentralbank“ für die zukünftige Entwicklung.
Prof. Schäfer, Fachhochschule Südwestfalen, Soest, Vorsitzender der Sektion Proteinpflanzen in der UFOP-Fachkommission Produktionsmanagement, wies auf die enormen Herausforderungen hin, die auf die Landwirtschaft und speziell den Ackerbau bis zum Jahr 2040 zukommen. Dazu gehörten eine immer enger werdende Wirkstoffpalette im Pflanzenschutz, wachsende umweltpolitische Auflagen, beispielsweise im Gewässerschutz, aber auch die Zunahme von Wetterextremen. Daher sei eine deutliche Verbesserung der Effizienz in Düngung und Pflanzenschutz bis 2040 notwendig. Zunehmende Anforderungen an die Biodiversität müssten gestellt werden, um die Produktivität der Ackerflächen zu erhalten. Daraus leitete er die Erwartung einer Ausweitung des Rapsanbaus und eines Leguminosenanbaus im Umfang von 850.000 Hektar im Jahr 2040 ab. Wichtige Impulse dazu könnte ein auf Initiative des Bundes, der Pflanzenzüchter, der Lebensmittelwirtschaft und der Futtermittelindustrie gegründetes Institut für Eiweißpflanzenforschung liefern.
Prof. Krahl, Hochschule Coburg, Vorsitzender der UFOP-Fachkommission Biokraftstoffe und nachwachsende Rohstoffe, zeigte sich überzeugt, dass Biokraftstoffe auch 2040 von Bedeutung sind, weniger als Reinkraftstoff, sondern als Komponente in einem vielfältigen Mix von Kraftstoffen. Fossile Rohstoffe blieben aufgrund neuer Gewinnungsmethoden weiter eine wesentliche Komponente in diesem Mix. Biokraftstoffe seien ein Weg zur nachhaltigen Mobilität. Allerdings nehmen die Variation der Kraftstoffe und damit die Anforderungen an die Biokomponente erheblich zu. In Bezug auf die Verbraucherakzeptanz müsse das Image sehr genau im Blick gehalten werden. Daher spiele die Rohstoffherkunft und -gewinnung auch zukünftig eine große Rolle. Die Biokraftstoffe müssten aber im Gleichklang mit der Motorenentwicklung weiterentwickelt werden.
Prof. Jahreis, Friedrich-Schiller-Universität, Jena, Vorsitzender der UFOP-Fachkommission Humanernährung, skizzierte eingangs die steile Karriere des Rapsöls vom einstigen Lampenöl zur Nummer 1 unter den Speiseölen in privaten Haushalten Deutschlands. An der heutigen Marktbedeutung des Rapsöls im Speisebereich hätten die Ergebnisse der in der UFOP-Fachkommission Humanernährung beratenen Forschungsvorhaben wesentlichen Anteil. Als große Herausforderung der nächsten 25 Jahre sieht er die ausreichende Bereitstellung hochwertiger Omega-3-Fettsäuren für die wachsende Weltbevölkerung bei einer gleichzeitig stattfindenden Verknappung der Fischölfettsäuren durch Überfischung der Meere. Darüber hinaus erwartet Prof. Jahreis aufgrund der sich verändernden Ernährungsgewohnheiten (vegetarische / vegane Ernährung) eine wachsende Bedeutung der Körnerleguminosen auch für die menschliche Ernährung.
Der stellvertretende Vorsitzende der UFOP, Dietmar Brauer, dankte den Referenten des Fachforums auch dafür, dass kontroverse Themen nicht ausgespart wurden und damit wichtige Impulse für die zukünftige Ausrichtung der UFOP-Verbandsarbeit geliefert wurden. Außerdem sei deutlich geworden, dass die Begleitung der heimischen Öl-und Eiweißpflanzen die UFOP auch in den nächsten 25 Jahren aktiv und lebendig halten werde. Diese Aussicht verband er mit einem Dank an die Mitarbeit der vielen Experten in den Fachgremien der UFOP. Dies sei die besondere Kompetenz, die eine UFOP auszeichne.