UFOP trauert um Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Gerhard Röbbelen

Berlin, 05.08.2024 – Die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.V. (UFOP) gedenkt in Trauer und Hochachtung ihres langjährigen stellvertretenden Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Beirates, Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Gerhard Röbbelen, der vor wenigen Tagen im Alter von 95 Jahren in Göttingen verstorben ist. Mit Prof. Röbbelen verliert die Öl- und Eiweißpflan-zenbranche eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der letzten Jahrzehnte. 

Prof. Dr. Gerhard Röbbelen hat an der Universität Göttingen Landwirtschaft und Biologie an der Universität Freiburg studiert. Im Jahr 1956 wurde er in Freiburg bei Friedrich Oehlkers zum Dr. rer. nat. promoviert sowie 1961 in Göttingen für das Fachgebiet „Angewandte Genetik und Pflanzenzüchtung“ habilitiert. 1966 bis 1967 arbeitete er im zytogentischen Labor an der Universität von Columbia, Missouri. Ab 1967 lehrte er am Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der Universität Göttingen, als dessen Direktor er von 1970 bis zu seiner Emeritierung 1994 tätig war. 

Ein besonderer Schwerpunkt seiner beeindruckenden wissenschaftlichen Laufbahn lag bei der Rapsforschung und dem Ziel, das ökonomische Potenzial dieser Kulturart zu heben. Der hohe Gehalt an Erucasäure verhinderte bis dahin den Einsatz in der Humanernährung im großen Stil und machte insbesondere die Nutzung für die in den 1960er Jahren auf dem Siegeszug befindliche Margarineherstellung unmöglich. 

Um dies zu ändern, wurde im Frühjahr 1966 auf Initiative von Wissenschaft und Pflanzenzüchtung der Göttinger Arbeitskreis Raps ins Leben gerufen, um die Erucasäure im Rapsöl zu eliminieren und hierzu alle Beteiligten der Wertschöpfungskette für gemeinsame Forschungsansätze zu gewinnen. Daran beteiligten sich fünf Unternehmen der Rapszüchtung (NPZ, Dippe, DSV, KWS, Lochow-Petkus), Wissenschaftler der Universitäten Göttingen, Gießen und Berlin, das Max-Planck-Institut sowie der seinerzeit führende Margarinehersteller Unilever. Ziel war ein abgestimmtes gemeinsames Arbeitsprogramm zur Raps-Qualitätsforschung. 

Prof. Dr. Gerhard Röbbelen wurde neben Dr. h.c. Dietrich Brauer, NPZ, zum prägenden Koordinator des Arbeitskreises. Mit dem Projekt M1/66 „Biochemische Untersuchungen an Raps- und Rübsenölen von Sorten und Zuchtstämmen zur qualitativen Erfassung der verschiedenen Fettsäuren“ wurde an der Universität Göttingen die vorwettbewerbliche Gemeinschaftsforschung im Rapsbereich ins Leben gerufen. Die Herausforderungen waren immens, da zunächst die Analytik für die Untersuchung des Fettsäuremusters entwickelt und durch die Einkreuzung einer kanadischen Sorte die züchterisch erforderliche Variabilität in den Genpool eingelagert werden mussten. 

Bereits nach wenigen Jahren konnten von den beteiligten Züchterhäusern erste erucasäurefreie Qualitätsrapssorten entwickelt werden, die ein Ertragsniveau von etwa 80-85 Prozent der damaligen Eruca-Rapssorten erreichten. Auch konnten die Erfolge im Jahr 1974 zeitnah wirtschaftlich genutzt werden durch die Umstellung auf erucasäurefreie Sorten (0-Raps) im Anbau. Im Jahr 1986 erfolgte dann der zweite Qualitätssprung im deutschen Rapsanbau mit der Einführung von 00-Sorten mit vermindertem Glucosinolatgehalt im Schrot. 

Die erfolgreiche Zusammenarbeit von Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Gerhard Röbbelen und Dr. h.c. Dietrich Brauer im Göttinger Arbeitskreis lieferte im Dezember 1990 mit der Gründung der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.V. (UFOP) die Vorlage, um Prof. Röbbelen an der Seite von Dr. Gisbert Kley, DSV, als stellvertretenden Vorsitzender des Förderunion zu gewinnen. Die UFOP konnte damit länger als ein Jahrzehnt von der exzellenten Expertise des führenden Raps-Züchtungsforschers in Deutschland und weltweit profitieren. Dies galt insbesondere für die Ausrichtung und Durchführung der Projektförderung in den UFOP-Fachkommissionen. 

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Gerhard Röbbelen war im Laufe seiner wissenschaftlichen Tätigkeit Präsident zahlreicher Organisationen. Für sein umfangreiches Wirken wurde er im Jahr 2001 mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. 

Seit dem Jahr 2010 wird durch die Karl Eigen und Dr. h.c. Dietrich Brauer Stiftung der „Innovationspreis Prof. Röbbelen“ für wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Öl- und Proteinpflanzen verliehen. Mit diesem Preis wollen die Stifterfamilien das herausragende wissenschaftliche Lebenswerk des Namengebers des Preises dankbar würdigen. 

Bis ins hohe Alter hat Prof. Röbbelen die Arbeit der UFOP intensiv verfolgt. 

Die UFOP wird Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Gerhard Röbbelen immer ein ehrendes Andenken bewahren. 

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