UFOP prognostiziert Winterrapsaussaat auf 1,05 bis 1,08 Millionen Hektar
Berlin, 16. November 2021 – Der Winterrapsanbau zur Ernte 2022 wurde erneut ausgedehnt. Mit 1,05 bis 1,08 Millionen Hektar liegt die Aussaatfläche ein weiteres Mal oberhalb der Erntefläche. Der Anstieg der Rapserzeugerpreise dürfte nach Auffassung der Experten der UFOP viele Landwirte bewogen haben, ihren Anbau auszudehnen. Die Bestände präsentieren sich derzeit überwiegend in einem guten und der Jahreszeit angemessen entwickelten Zustand. Sorgen bereiten jedoch regional schwach entwickelte und durch Herbstschädlinge in Mitleidenschaft gezogene Bestände. Umbrüche oder Auswinterungen sind daher nicht auszuschließen. Insgesamt nähert sich der Rapsanbau nach dem dürrebedingten Einbruch im Jahr 2018 wieder dem langjährigen Niveau.
Wie bereits im Vorjahr stützt sich die UFOP-Prognose des Winterrapsanbaus zur nächsten Ernte nicht auf eine Umfrage eines Marktforschungsunternehmens, sondern auf die Expertise der UFOP-Experten. Zu diesen Experten gehören einerseits die in der UFOP als Mitglieder vertretenen Rapszüchterhäuser selbst, aber auch externe Fachleute für den Rapsanbau aus der Offizialberatung sowie dem Landhandel. Die UFOP-Prognose liegt im Ergebnis der Experteneinschätzungen bei einer bundesweiten Fläche von 1,05 bis 1,08 Millionen Hektar und damit rund 50.000 bis 80.000 ha höher als die Erntefläche 2021.
Gemäß den Expertenmeldungen haben die Rapserzeuger in der aktuellen Kampagne frühere bis optimale Saattermine bevorzugt. Aber auch Spätsaattermine Anfang September wurden realisiert. Grund waren einerseits die verzögerte Getreideernte und Strohräumung und andererseits Starkregenereignisse Ende August in weiten Teilen des Landes. Je nach Situation ist es vereinzelt auch zu Umbrüchen in Folge von Verschlämmung und einer wiederholten Aussaat gekommen. Insbesondere in den östlichen und nördlichen Bundesländern war darüber hinaus ein frühes und starkes Auftreten des Rapserdflohs direkt in das Auflaufen der Rapspflanzen hinein festzustellen, so dass regional starke bis sehr starke Fraßschäden an den jungen Pflanzen aufgetreten sind. Zum Teil mussten Mehrfachbehandlungen mit Insektiziden aufgrund der Überschreitung von Bekämpfungsrichtwerten durchgeführt werden.
Aufgrund der attraktiven Erzeugerpreise haben die Landwirte insbesondere bei späteren Saatterminen im Hinblick auf Umbrüche aber eher verhalten reagiert, so dass auch noch deutlich geschwächte Bestände weitergeführt worden sind, bei denen eine Auswinterung oder ein späterer Umbruch in Abhängigkeit vom weiteren Witterungsverlauf nicht auszuschließen ist. Dem gegenüber haben sich Frühsaaten teilweise sehr üppig entwickelt, so dass eine Einkürzung in den letzten Wochen notwendig war. Insgesamt zeigen sich die Rapsbestände bundesweit deutlich heterogener als zum gleichen Zeitraum als im Vorjahr.
Anbauausdehnungen wurde aus allen Landesteilen berichtet, vor allem jedoch aus dem Nordwesten (Schleswig-Holstein, Niedersachsen), aus den östlichen Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Sachsen sowie aus Süddeutschland (Bayern, Baden-Württemberg).
Grundsätzlich haben die UFOP-Experten bei den Landwirten nach dem dürrebedingten Einbruch des Rapsanbaus 2018 und einer gesunkenen Motivation durch entsprechend niedrige Erträge wieder ein größeres Interesse am Rapsanbau wahrgenommen, was nicht zuletzt auch auf die erfreuliche Entwicklung der Erzeugerpreise seit dem Frühjahr 2021 zurückzuführen ist. Anderseits wurden die hohen Erwartungen an die Rapserträge wie auch an die Getreideerträge in der Ernte 2021 nicht erfüllt und die Vermarktung der Resternte aus dem Vorjahr erfolgte i.d.R. sehr früh, so dass kaum von den Preissteigerungen profitiert werden konnte. Auch der erhebliche Anstieg der Vorkontraktpreise für die Ernte 2022 kam erst nach der Rapsaussaat, so dass diese keine deutlich größere Zugwirkung auf die Anbaufläche mehr ausüben konnten.
Der verregnete Sommer 2021 hat die seit mehreren Jahren bestehende Dürre im Unterboden in weiten Regionen Deutschlands deutlich abgemildert. Allerdings hält insbesondere in weiten Regionen von Brandenburg und Sachsen-Anhalt laut UFZ-Dürremonitor die extreme bis außergewöhnliche Dürre im Unterboden bis 1,80 Meter Tiefe weiter an. Als Voraussetzung für hohe bis sehr hohe Kornerträge – nicht nur bei Raps – bedarf es also auch zur Ernte 2022 in den nächsten Monaten weiterhin ausreichend großer Niederschlagsmengen sowie einer regelmäßigen Wasserversorgung über das Frühjahr bis zur Abreife in Kombination mit hoher Sonneneinstrahlung für eine hohe Photosytheseleistung.
Seit über 20 Jahren präsentiert die UFOP im Herbst die erste Prognose der Winterrapsaussaatfläche. Dieser Service erlaubt sehr frühzeitig eine Schätzung des Anbaus zur nächsten Ernte. Die UFOP-Erhebung wird von Unternehmen der Agrar- und Ernährungswirtschaft anerkannt und als Grundlage für Kalkulationen und Planungen genutzt.