UFOP-Positionspapier zum Biokraftstoffpotenzial und Forschungsbedarf für einen schnelleren Klimaschutz im Verkehr
Berlin, 12. Dezember 2019. Mit nachhaltigen und treibhausgasoptimierten Biokraftstoffen jetzt den Klimaschutz vorantreiben und gleichzeitig deren Potenzial durch eine strategische Forschungsförderung heben; dies ist kurzgefasst die Botschaft des von der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP) veröffentlichen Positionspapieres. Biokraftstoffe sind die bisher einzige Alternative für den Ersatz fossiler Kraftstoffe in bestehenden Fahrzeugflotten. Die UFOP unterstreicht die Feststellung der Klimawissenschaftler, dass die Zeit knapp wird und deshalb das politische Handeln hieran ausgerichtet sein muss.
Die 2005 von der UFOP eingesetzte Expertenkommission „Biokraftstoffe und Nachwachsende Rohstoffe“ begründet den Handlungsbedarf mit der Befürchtung, dass infolge der kritischen Diskussion über die Perspektive des Verbrennungsmotors auch der akademische Nachwuchs verunsichert wird und sich aus den für die Fahrzeugindustrie überlebenswichtigen Studiengängen verabschiedet. Die UFOP betont, dass die enorme Herausforderung, die Energiewende im Verkehr erfolgreich zu gestalten, nur mit einem technologieoffenen Ansatz zu bewältigen ist, der auch mit den erforderlichen beruflichen Perspektiven einhergeht. Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren werden auch in Zukunft in großer Stückzahl entwickelt und produziert werden, allerdings schlimmstenfalls eben nicht in Deutschland. Die USA, Brasilien, Argentinien und insbesondere Indonesien heben den Beimischungsanteil von Biodiesel an, letztere auf 30 Prozent, betont die UFOP.
Biokraftstoffe sind daher auch global die Schrittmacher, den Verkehr kurzfristig möglichst treibhausgasneutral auszurichten. Die UFOP betont mit Nachdruck, dass die Rohstoffgrundlage eine nachhaltige und zertifizierte Biomasseproduktion sein muss. Hierfür habe die Europäische Union bereits mit der Erneuerbare Energien-Richtlinie 2009 gesetzlich verbindliche Anforderungen geschaffen, die mit der Neufassung dieser Richtlinie (RED II) Ende 2018 nochmals verschärft wurden. In anderen Produktions- und Exportbereichen der internationalen Agrarwirtschaft gebe es diese verbindlichen Regeln nicht, unterstreicht der Verband die Vorbildfunktion der Biokraftstoffe. Diese müssen die Mitgliedsstaaten bis Juni 2021 in nationales Recht umsetzen.
Für die UFOP ist daher völlig unverständlich, wenn Bundesumweltministerin Svenja Schulze anlässlich der Klimakonferenz in Madrid (COP25) die Schaffung einer Plattform für synthetische Kraftstoffe, ein internationales Power-to-X-Netzwerk mit Sitz in Berlin ankündigt und gleichzeitig feststellt, die Fehler bei Biokraftstoffen nicht wiederholen zu wollen. Dieser Zusammenhang ist nicht nachvollziehbar, zumal es aus Sicht der UFOP in dem nationalen Aktionsbündnis Klimaschutz des BMU darum gehen müsse, vor allem den Schulterschluss zu fördern, um die Klimaschutzziele jetzt zu erreichen. Die UFOP sieht daher dringenden Kommunikationsbedarf für eine breit getragene Gesamtstrategie.
Die UFOP unterstreicht, dass das nachhaltig verfügbare Biomassepotenzial hierzulande bzw. in international überversorgten Märkten nicht ausgeschöpft werde. Der Verband fordert deshalb, die Nachhaltigkeitsanforderungen entsprechend der RED II beispielsweis auch in Handelsabkommen wie CETA oder Mercosur verbindlich zu verankern. Denn die deutschen und europäischen Ackerbaubetriebe sind angesichts niedriger Preise und überversorgter Märkte auf Absatzalternativen angewiesen, auch dieser Aspekt müsse beim Klimaschutz berücksichtigt werden. Die UFOP erinnert daran, dass bei der Verarbeitung von Raps und Getreide zu Biokraftstoffen erhebliche Mengen an gentechnikfreien Proteinfuttermittel anfallen, die den Importbedarf von Soja reduzieren. Diese Leistung werde in der Treibhausgasbilanzberechnung nicht anerkannt, betont die UFOP den Korrekturbedarf.
Das UFOP-Positionspapier ist hier zum Download erhältlich.