UFOP-Perspektivforum nimmt Klimawandel als Treiber für Innovationen und Prioritätenänderung in den Fokus
Ganzheitlicher Klimaschutz durch Wandel von Fruchtfolge- und Ernährungssystemen
Berlin, 30.09.2021. „Statt Zustände zu beklagen, gilt es Lösungsansätze und Perspektiven zu entwickeln“. Mit diesem Verweis auf den satzungsgemäßen Auftrag des Verbandes führte der Vorsitzende der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V. (UFOP), Detlef Kurreck, in das Perspektivenforum ein, das in der vergangenen Woche als Hybridveranstaltung in Berlin und als Live-Stream stattgefunden hat. Er unterstrich damit die inhaltliche Ausrichtung der Veranstaltung. Das Programm verknüpfe die Vorstellung aktueller, von der UFOP geförderter Projektvorhaben im Kontext der Herausforderungen von Klimaschutzzielen, der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik und der Farm-to-Fork-Strategie der EU-Kommission. Vorträge und Videomitschnitte sind nun als Download verfügbar.
Angesichts der einkommens- und umweltpolitischen Herausforderungen stelle sich für die UFOP die Frage, ob und wie die Verbraucherbindung zum Acker hergestellt und gleichzeitig ein Beitrag zur Verbesserung der Akzeptanz und Zahlungsbereitschaft geleistet werden könne. Ökosystemleistungen des Ackerbaus müssten objektiv bewertbar sein, damit diese auch wertgeschätzt werden könnten. Der UFOP-Vorsitzende stellte in seiner Eröffnungsrede einschränkend klar, dass die Landwirtschaft allerdings nur Produkte anbauen könne, die auch über den Preis ihren Abnehmer finden. Insofern sei der Fortschritt durch innovative Züchtungsmethoden und der nachfolgenden Verarbeitungskette bis hin zur Produktentwicklung der Schlüssel für den nachhaltigen Erfolg.
„Fortschritt durch Wissenschaft – Akzeptanz durch Kommunikation“, lautete der Titel des Einführungsvortrages von Prof. Dr. Josef Löffl, Kommunikationswissenschaftler an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe. Der Referent räumte mit der Vorstellung auf, dass sich die Landwirtschaft als „Klimaschützer“ bezeichnen könne: die Verbindung von „Klimaschutz“ und „Landwirtschaft“ funktioniere nicht, da der Begriff Klimaschutz bereits durch andere gesellschaftliche Gruppen aufgeladen worden sei. Prof. Löffl forderte stattdessen dazu auf, neue „Narrative“ zu entwickeln und zu besetzen. Die Frage der Kommunikation bildete den roten Faden in den nachfolgenden Vorträgen von Prof. Dr. Reimer Mohr, hanse agro, Prof. Dr. Enno Bahrs und Christian Sponagel, Universität Hohenheim, die Ergebnisse der von der UFOP geförderten Projektvorhaben vorstellten: zur Bedeutung der Blattfrüchte für die Wirtschaftlichkeit und Biodiversität von Fruchtfolgen sowie zum Klimaschutzpotenzial und zu den Ökosystemleistungen von Körnerleguminosen – ein ganzheitlicher Bewertungsansatz. Die Ergebnisse dieser Studien bestätigen den Vorteil der Körnerleguminosen in Kombination mit dem Rapsanbau für die Wirtschaftlichkeit dieser Kulturarten in erweiterten Fruchtfolgesystemen, deren Beitrag zur Biodiversität und der Klimaschutzleistung – gemessen an den kalkulierten CO2-Minderungskosten.
Die Herausforderung besteht darin, diese sehr komplexen Studienergebnisse nicht nur der Landwirtschaft, sondern auch der Politik zu vermitteln, damit sie Entscheidungsgrundlage sein können für die zukunftsfähige Gestaltung der Rahmenbedingungen für den Ackerbau. Unter diesem Ziel steht die niedersächsische Ackerbau- und Grünlandstrategie als ein Beispiel für eine mit allen Beteiligten – einschließlich des landwirtschaftlichen Berufsstandes – abgestimmten Strategie. Dr. Volker Garbe, ehemaliger Leiter des Referats Ackerbau im niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, stellte das Konzept und die Umsetzung der vernetzten Dialogkulisse vor. Die UFOP erwartet, dass die neue Bundesregierung das vorliegende Konzept der BMEL-Ackerbaustrategie nach diesem Vorbild zu einer nationalen Ackerbaustrategie weiterentwickeln wird.
Im zweiten Themenblock des Forums unter dem Leitthema „Farm-to-Fork-Strategie – Agrar- und Ernährungssysteme im Wandel“ stellte Dr. Anke Zühlsdorf, Zühlsdorf + Partner Agentur für Verbraucherforschung und Lebensmittelmarketing, die Notwendigkeit und Optionen für die Kennzeichnung von Lebensmitteln vor. Ziel sei die Stärkung der regionalen Bindung und die Vermittlung von Leistungsmerkmalen, mit denen die Nachhaltigkeit der Produktion transportiert werden kann. Diese Ansätze verfolgt auch die EU-Kommission mit ihren umfassenden Förderprogrammen zur Forschung und Entwicklung. Diese stellte Kerstin Rosenow, Leiterin der Abteilung Forschung und Innovation der Generaldirektion Landwirtschaft der EU-Kommission vor. Prof. Dr. Tanja Schäfer, Fachhochschule Südwestfalen, erläuterte an dem von der EU-Kommission geförderten LEGVALUE-Projektes die konkrete Umsetzung. Dieses Projekt zielt darauf ab, den Eiweißpflanzenanbau im Rahmen eines EU-weiten Netzwerkes in den betreffenden Mitgliedsstaaten aus der Nische in sich selbsttragende Absatzmärkte zu verhelfen. In den regional ausgerichteten Netzwerken von Anbau, Erfassung und Verarbeitung sollen neue und hochpreisige Wertschöpfungsketten entwickelt werden als Basis, den Anbau von Körnerleguminosen auf das für die erforderliche Eigendynamik notwendige Produktionsniveau zu heben.
Die Vorträge und die jeweiligen Videomitschnitte stehen unter folgender Adresse als Download zur Verfügung: www.ufop.de/forum21.