Smudo sorgt beim 24h-Rennen nachhaltig für Aufsehen
Rapskraftstoffe nicht nur im Rennsport hoffähig
Nürburgring, 28. Mai 2016 – Wenn am letzten Wochenende im Mai wieder rund 200 Rennwagen zum traditionellen ADAC 24h-Rennen auf der Nürburgring-Nordschleife antreten, sind auch Smudo und sein Four Motors-Rennstall mit am Start. Bereits zum 14. Mal tritt das Team aus Reutlingen an, den Klassensieg einzufahren und gleichzeitig eine Mission zu erfüllen. Gemeinsam mit dem ehemaligen DTM-Fahrer Thomas von Löwis of Menar demonstriert der bekannte Künstler und passionierte Rennfahrer Smudo in einem „Bioconcept-Car“, dass sich Rennsport und Nachhaltigkeit nicht zwangsläufig ausschließen müssen. Smudo und sein Team setzten dafür von Anfang an auf den Einsatz von nachhaltig produzierten heimischen Biokraftstoffen auf Basis von Raps. Eine Idee, die sich letztlich bis zum Verbraucher durchgesetzt hat, denn Biokraftstoffe sind als Beimischungskomponente in fossilen Kraftstoffen heute die mit Abstand wichtigste nachhaltige Kraftstoffalternative. Technisch aufwändige Lösungen wie Hybridantrieb und E-Mobilität kommen dagegen nur langsam voran. Außerdem ist die Frage der garantierten Nachhaltigkeit des benötigten Stroms im Gegensatz zur gesetzlichen Regelung bei Biokraftstoffen bislang völlig ungeklärt.
Das Four Motors-Team geht nach 13 Jahren mit rapsbasierten Biokraftstoffen im Tank in diesem Jahr mit einem Porsche Cayman GT4 und einer Bioethanolmischung gegen 200 Konkurrenten ins Rennen. Es ist sicherlich nicht übertrieben, wenn man sagt, dass Smudo und sein Team Biokraftstoffe im Rennsport hoffähig gemacht haben. Und weil Biokraftstoffe, insbesondere reines Pflanzenöl und Biodiesel, auch abseits der Rennstrecke im wahrsten Sinne des Wortes „hoffähig“ sind, präsentieren Smudo und sein Team in diesem Jahr im Rahmen des 24h-Rennens ein außergewöhnlich spektakuläres Fahrzeug. Ein technischer Leckerbissen, der mit 263 PS und einem Drehmoment von gewaltigen 1.000 Nm die 200.000 Motorsportfans an der Strecke nicht nur mit technischen Daten, sondern mit schierer Größe beeindruckt. Denn bei der mattschwarzen „Special Edition“ handelt es sich um einen Warrior Großtraktor aus dem Haus DEUTZ-FAHR, der rapsbasierten Biokraftstoff auch in der Landwirtschaft „hoffähig“ macht.
Der Einsatz von reinen Biokraftstoffen ist derzeit in der Landwirtschaft noch ähnlich selten wie im Rennsport. Verantwortlich ist dafür im Fall von reinem Biodiesel in erster Linie der aktuell extrem niedrige Mineralölpreis, der den Einsatz von Biodiesel trotz Freigaben vieler Traktorhersteller für viele Landwirte wirtschaftlich unattraktiv macht. Wenn es um den Einsatz von reinem Pflanzenöl geht, sind es auch technische Gründe, die einem flächendeckenden Einsatz im Weg stehen. Speziell für die Verwendung von Pflanzenölen, hierzulande in erster Linie heimisches Rapsöl, konzipierte Traktoren und Umrüstangebote sind noch rar. Das Land Bayern arbeitet seit einigen Monaten mit einem eigenen Förderprogramm daran, die Angebotssituation zu verbessern.
Für Wolfgang Vogel, den Vorsitzenden der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V. (UFOP), ist die weitere Verbreitung von Biokraftstoffen in der Landwirtschaft aber nur eine Frage der Zeit. „Mittel- bis langfristig werden die Mineralölpreise steigen. Damit werden Biodiesel auf Rapsölbasis oder reines Rapsöl zu attraktiven Alternativen für die Landwirte. Das gilt insbesondere dann, wenn Landwirte einen regionalen Kreislauf aufbauen, der den Anbau von Raps, dessen Verarbeitung zu Öl und Eiweißfutter und den Einsatz in eigenen Fahrzeugen sowie der eigenen Tierhaltung umfasst“, so Vogel. Der Einsatz von Rapskraftstoffen ist dann ökonomisch attraktiv und gleichzeitig auch ökologisch sinnvoll. Gegenüber konventionellem Diesel werden mindestens 50 Prozent Treibhausgase eingespart. Und das unter Berücksichtigung aller Emissionen, die beim Anbau, der Verarbeitung und dem Transport entstehen.
Zwei Pluspunkte der Rapskraftstoffe gewinnen momentan zusätzlich immer stärker an Bedeutung. Sie betreffen nicht den Kraftstoff selbst, sondern das bei der Ölgewinnung anfallende Eiweißfutter. Da in Deutschland angebauter Raps grundsätzlich nicht gentechnisch modifiziert ist und die Nachfrage nach GVO-freien Futtermitteln stark zunimmt, hat Rapseiweiß gegenüber importiertem Sojaschrot einen echten Mehrwert. Indirekt hat die Verwendung der hiesigen Futtermittelalternativen zudem auch positive Auswirkungen auf den Schutz der Regenwälder, die in Südamerika bereits allzu oft neuen Anbauflächen für Sojabohnen weichen mussten. Wolfgang Vogel nennt dazu eine beeindruckende Zahl: „Wir gehen davon aus, dass durch die Nutzung von Raps als heimischer Eiweißfutterquelle mehr als 1 Mio. Hektar Sojaanbau in Südamerika eingespart werden.“
Für alle, die es nicht selbst zum Rennen in die Eifel schaffen, noch ein Tipp: Smudos Team berichtet auf www.facebook.com/fourmotors am gesamten Rennwochenende live aus der „Grünen Hölle“.