Raps wird auch künftig eine wichtige Rolle im Ackerbau einnehmen
UFOP-Vorstand kritisiert aktuelle Diskussionen um Biokraftstoffe und Pflanzenschutzmittel; Vorteile des Rapsanbaus nicht ausreichend gewürdigt
Berlin, 13. Mai 2013 – Anlässlich seiner turnusmäßigen Sitzung hat der Vorstand der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.V. (UFOP) sein Unverständnis über die aktuelle Diskussionslage rund um den Anbau von Raps und der Verwendung der Verarbeitungsprodukte ausgedrückt. Die Rapspflanze werde auch zukünftig eine wichtige Rolle im Ackerbau einnehmen.
Die aktuelle Situation ist kurios: Landauf, landab erfreuen sich viele Menschen am imposanten Schauspiel der Rapsblüte. Sie ist ein eindrucksvolles Symbol des Frühjahres. Vielerorts werden diese Wochen sogar mit Rapsblütenfesten feierlich begangen, was auch viele Touristen in die Regionen lockt. Außerdem stellen Imker ihre Bienenvölker an Rapsfeldern auf, denn die Rapspflanze ist die wichtigste Tracht für unsere heimischen Honiglieferanten. Gleichzeitig wird jedoch seit Monaten vor allem in Brüssel über neue gesetzliche Regelungen diskutiert, die erhebliche negative Auswirkungen auf die Zukunft des Rapsanbaus und den Ackerbau in Deutschland haben könnte. Dazu gehören
• Die Änderung der EU-Biokraftstoffpolitik: Die Bauern in Deutschland und in der EU sollen für Regenwaldrodungen in Asien und Südamerika verantwortlich gemacht werden. Die Aufschläge auf die Treibhausgas-Bilanz von Biokraftstoffen führen dazu, dass Biokraftstoffe aus Raps in Bezug auf die Klimabilanz schlechter als Mineralöldiesel bewertet werden. Dabei lässt die EU-Kommission zahlreiche Fakten unberücksichtigt, z.B. dass bei der Verarbeitung von Raps erhebliche Mengen an heimischen Futtermitteln anfallen, die nicht importiert werden müssen. Im Ergebnis wird durch die EU-Vorschläge kein einziger Hektar Regenwald vor der Abholzung bewahrt. Dies kann nur durch bilaterale Abkommen mit den betreffenden Drittstaaten erreicht werden.
• Das geplante Verbot der neonikotinoiden Rapsbeizung: Ackerbauern und Pflanzenzüchter haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass mit strengen Risikominderungsmaßnahmen (Verbesserungen der Qualität der Beizmittel, Zertifizierung von Beizstellen) eine sichere Anwendung von Neonikotinoiden möglich ist. Deshalb haben die deutschen Behörden die Zulassungen für neonikotinoidhaltige Pflanzenschutzmittel für Raps aufrechterhalten. Dennoch will die EU-Kommission die Anwendung dieser Wirkstoffe ab dem 1. Dezember 2013 verbieten. Diesem Vorschlag liegt eine Bewertung zugrunde, bei der wesentliche Praxisstudien und Monitoringdaten nicht berücksichtigt werden, die die Wirksamkeit von Risikominderungsmaßnahmen zeigen. Außerdem ist völlig unklar, wie eine alternative insektizide Behandlung aussehen soll. In der Realität stehen Alternativen nicht zur Verfügung. Mehrfache Spritzungen wären die Folge.
• Umsetzung der EU-Nachhaltigkeitsbestimmungen: Deutschland ist mit der Etablierung eigener nationaler Systeme zur Zertifizierung der Nachhaltigkeit von Rohstoffen für die Biokraftstoffproduktion EU-weit voran geschritten. Nun verweigert die EU-Kommission die Übertragbarkeit von Ware aus den in Deutschland anerkannten Systemen in EU-Systeme. Dies stellt eine klare Benachteiligung der Produktion in Deutschland dar und muss schnellstmöglich mit einer Übergangsregelung von der EU-Kommission gelöst werden.
Der UFOP-Vorstand appelliert an die politischen Vertreter in Berlin und Brüssel, ihre Entscheidungen ausschließlich auf der Basis von Fakten und wissenschaftlichen Bewertungen zu treffen, nicht auf der Grundlage von durch Interessengruppen gesteuerten Diskussionen. Anderenfalls sind schwerwiegende Auswirkungen auf die Rapsproduktion und den Ackerbau in Deutschland zu befürchten.
Der UFOP-Vorstand ist überzeugt:
• Biokraftstoffe auf der Basis nachhaltig produzierter heimischer Rapsöle werden in den nächsten Jahrzehnten weiterhin eine wichtige Funktion in einer nationalen und europäischen Kraftstoffstrategie einnehmen. Sie leisten bereits heute einen beachtlichen Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz. Gerade im Schwer- und Fernverkehr sowie in der Luftfahrt stehen Alternativen zu flüssigen Treibstoffen nicht zur Verfügung. Rapsöl-basierte Biokraftstoffe bleiben gefragt.
• Die Rapspflanze ist aus dem deutschen Ackerbau nicht wegzudenken. Sie ist die ideale Kulturart zur Erweiterung von Fruchtfolgen, denn sie liefert wesentliche positive Fruchtfolgeeffekte für die nachfolgende Feldfrucht. Bis zu 10% höhere Weizenerträge sind bei einem vorhergehenden Rapsanbau zu erzielen und das bei reduziertem Düngeraufwand.
• Rapsöl ist die Nummer 1 unter den beliebtesten deutschen Speiseölen. Seine spezielle Zusammensetzung, seine hohe Qualität und die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten in der Küche haben dazu beigetragen, dass sich Rapsöl im Verlauf von 20 Jahren diesen Spitzenplatz erobert hat und diese Marktposition ausbauen konnte.