Position der UFOP zur Förderung heimischer Körnerleguminosen
Berlin, 21. März 2011 – Angesichts des rückläufigen Anbaus von Körnerleguminosen auf nur noch 100.000 ha in Deutschland sieht die Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen e.V. (UFOP) dringenden Handlungsbedarf.
Notwendig sind stärkere finanzielle Anreize für den Anbau heimischer Körnerleguminosen im Rahmen der Reform der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik nach 2013. Damit werden folgende Ziele verfolgt:
• Verminderung der Importabhängigkeit in der Proteinversorgung;
• Erweiterung der Diversität im verfügbaren Kulturpflanzenspektrum;
• Integration in Fruchtfolgen zur Auflockerung von Getreide betonten Fruchtfolgen;
• Erhaltung und Steigerung der Leistungsfähigkeit von Ackerbausystemen in der deutschen Landwirtschaft durch Boden und Gewässer schützende Mulch- bzw. Direktsaatverfahren;
• Vermeidung von Resistenzen gegenüber Pflanzenschutzmittelwirkstoffen bei der Bekämpfung von Krankheiten und Ungräsern durch Erweiterung der Fruchtfolge;
• Einsparung von mineralischen Stickstoffdüngern im Ackerbau;
• Reduktion des Verbrauchs an fossilen Energieträgern und damit Einsparung an Treibhausgasen.
Möglichkeiten zur Förderung des heimischen Körnerleguminosenanbaus ergeben sich sowohl aus dem aktuellen Diskussionsstand zur Einführung von Ressourcenschutzprogrammen („Greening“), um in den Genuss der vollständigen Direktzahlungen der 1. Säule zu gelangen, als auch aus dem aktuellen Diskussionsstand zur Umsetzung von landwirtschaftsnahen Agrarumwelt-programmen der 2. Säule.
Die Eiweißpflanzenprämie der 1. Säule in Höhe von 55,57 EUR je Hektar hat in der Vergangenheit bei weitem nicht ausgereicht, um den negativen Trend für den heimischen Körnerleguminosenanbau aufzuhalten.
Die Agrarumweltprogramme der 2. Säule gemäß PLANAK-Beschluss vom Februar 2010 stellen zwar für Eiweißpflanzen in Deutschland einen Anreiz dar; werden jedoch nur von wenigen Bundesländern angeboten, so dass dieses Instrument bislang nicht ausreichend wirkt.
Die landwirtschaftliche Praxis wird den besonderen Stellenwert von Körnerleguminosen im Anbau und in der Verwertung stärker beachten, wenn eine marktorientierte ökonomische Anreizwirkung eingeführt wird. Die Vorteile dieser stickstoffbindenden, eiweißreichen Blattfrüchte sollten für eine Optimierung der Pflanzenproduktion stärker genutzt werden.
Lösungsvorschläge und Konsequenzen
Eine unabdingbare Voraussetzung für die Steigerung der Attraktivität der Erzeugung von Körnerleguminosen ist die Schaffung notwendiger finanzieller Anreize.
Künftig ist ein umfassendes Programm mit geeigneten Maßnahmen zu Gunsten heimischer Körnerleguminosen dringend notwendig. Dessen Ziele sind:
• Eine Förderung der Züchtung von Körnerleguminosen;
• Eine Förderung von produktionstechnischen Versuchen in den Bundesländern und Einbindung in Anbausysteme z.B. der konservierenden Bodenbearbeitung;
• Eine Förderung des Praxisanbaus von Körnerleguminosen-Arten je nach Standort;
• Eine Förderung der Vermarktung, der Verarbeitung und der Verwendung insbesondere als Eiweißkomponente in der Nutztierfütterung und für die Erzeugung von Lebensmitteln.
Dabei darf auch nicht übersehen werden, dass ein weiterer Rückgang der Anbauflächen von Körnerleguminosen mit einem zunehmenden Einsatz von Nachbausaatgut einhergehen wird. Dies wird zwangsläufig zur Abnahme der Intensität der züchterischen Bearbeitung dieser Kulturpflanzen führen. Auf die Konsequenzen für den ökologischen Landbau, der auf die biologische Stickstofffixierung der Leguminosen dringend angewiesen ist, sei an dieser Stelle exemplarisch verwiesen.
Ausschließlich für den ökologischen Landbau wird Körnerleguminosen-Züchtung in Deutschland nicht kostendeckend möglich sein! Zurzeit existieren hierzulande nur noch je ein einziges Züchtungsprogramm für Erbse, Ackerbohne und Süßlupine – alle anderen Programme sind bereits aufgegeben worden. Den noch bestehenden Züchtungsprogrammen droht das gleiche Schicksal, da sich die dauerhafte Unterschreitung einer „kritischen Masse“ im Anbau andeutet. Da Züchtungsprogramme sehr langfristig angelegt sind und ein Ausstieg nicht kurzfristig revidiert werden kann, geht entsprechendes Know-how und Innovationspotenzial unwiederbringlich verloren. Ein weiterer Zuchtfortschritt bei Körnerleguminosen ist somit für absehbare Zeit ausgeschlossen.