Öl und Eiweiß vom Acker
Für Teller, Tank und Trog:
Berlin, 14. Januar 2016 – Noch ist der Raps nur als kleine unscheinbare grüne Blattrosette auf den deutschen Äckern zu sehen. Meistens wird er erst im Mai wahrgenommen, wenn er leuchtend gelb blüht. Dabei sind Produkte aus Raps in unserem Leben überall gegenwärtig – ob als Speiseöl, Zutat in zahlreichen Lebensmitteln, Biodiesel oder Futtermittel. Manchmal könnte man vermuten, dass für diese vielfältigen Einsatzbereiche auch immer mehr Raps angebaut wird. Dem ist jedoch keineswegs so, wie der Verband „UFOP“ auf der zu dieser Zeit in Berlin stattfindenden Internationalen Grünen Woche zeigt.
„Raps hat sich hierzulande im Verlauf der letzten 25 Jahre gerade deshalb zur Ölpflanze Nummer 1 entwickelt, weil er sowohl für die Ernährung, als auch für den technischen Einsatz – insbesondere als Biokraftstoff – sowie als Futtermittel erhebliche Vorzüge gegenüber anderen Pflanzen besitzt. Dabei bewegt sich der Anbau in Deutschland seit über zehn Jahren auf einem konstanten Niveau zwischen 1,3 und 1,5 Mio. Hektar. Dennoch ist genügend Raps für alle Einsatzbereiche vorhanden“, erläutert der Vorsitzende der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V., Wolfgang Vogel. „Was genau die gelb blühende Pflanze für Landwirte und Verbraucher so bedeutend macht, möchten wir den Besuchern der Internationalen Grünen Woche im Rahmen des ErlebnisBauernhofs in Halle 3.2 zeigen.“
So bringt der Anbau von Raps im Wechsel mit Getreide und anderen Ackerbaukulturen viele Vorteile für die Bodenfruchtbarkeit mit sich. Der Anbau von Getreide nach Raps bringt deutlich höhere Erträge als der Anbau von Getreide nach Getreide. Raps genießt aufgrund dieses sogenannten Vorfruchtwertes eine sehr große Wertschätzung unter den Landwirten, was zur Verbreitung als Kulturpflanze in der europäischen Landwirtschaft beigetragen hat. Raps wird in einer mehrjährigen Rotation angebaut, d.h. es dauert meist mehrere Jahre, bis wieder Raps angebaut wird. Der jährliche Wechsel verschiedener Ackerfrüchte auf ein und demselben Feld nennt man Fruchtfolge. Wird jährlich die gleiche Fruchtart kultiviert, bezeichnet man das als Monokultur. Raps wird in Deutschland stets in Fruchtfolge angebaut.
Bislang stand vor allem das aus unserer wichtigsten heimischen Ölpflanze gewonnene Speiseöl im Mittelpunkt des Interesses. Kein Wunder, ist es doch so hochwertig, dass es weltweit von Ernährungswissenschaftlern empfohlen wird. In jüngster Zeit ist jedoch das Rapsprotein, das neben dem Öl beim Pressen der kleinen schwarzen Rapssaatkörner entsteht, immer wichtiger geworden. In der Rinder-, Schweine- und auch Geflügelfütterung ist es aufgrund seiner Qualität von ganz zentraler Bedeutung. Zukünftig wird das hochwertige Rapseiweiß in innovativen Produkten auch direkt für die Ernährung des Menschen eingesetzt werden. Mit dem Einsatz von Rapsschrot in der Fütterung ist ein Aspekt verbunden, der im Hinblick auf die Nachhaltigkeitsbewertung des Rapsanbaus eine besondere Beachtung verdient: Heimisches Rapsschrot ersetzt als Proteinquelle verstärkt Importe von Sojaschrot. Man geht aktuell davon aus, dass durch die Nutzung von heimischem Eiweißfutter mehr als 1 Million Hektar Sojaanbau in Südamerika eingespart werden können.
Als weitere heimische Eiweißquelle sind auch Körnerleguminosen gut in der Nutztierfütterung einsetzbar und substituieren dadurch ebenfalls Importe von Soja. Zu den Körnerleguminosen zählen Ackerbohnen, Futtererbsen und Süßlupinen, die gerade eine Renaissance auf deutschen Äckern erleben, nachdem ihr Anbau in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgegangen war. Heute tragen sie dazu bei, die Nachhaltigkeit in der europäischen Landwirtschaft weiter zu verbessern.
Da passt es gut, dass das Jahr 2016 von den Vereinten Nationen zum „Jahr der Hülsenfrüchte“ ausgerufen wurde. Die UFOP widmet einen Teil des Informationsangebots auf ihrem Messestand daher den Körnerleguminosen. Ein Wurzel-Exponat dient dabei der Demonstration ihrer botanischen Besonderheit. Diese bemerkenswerten Pflanzen gehen nämlich eine Symbiose mit Knöllchenbakterien ein, die sich an ihren Wurzeln ansiedeln, da sie die Wurzelausscheidungen der Pflanzen nutzen können. Diese Knöllchenbakterien wiederum können in Verbindung mit den Pflanzenwurzeln Stickstoff aus der Bodenluft binden und stellen den Leguminosen diesen direkt als Nährstoff zur Verfügung. Eine Stickstoff-Düngung, wie bei anderen Kulturpflanzen üblich, ist bei Leguminosen somit nicht notwendig.
Auf ihrem Stand im ErlebnisBauernhof stellt die UFOP darüber hinaus den gesamten Lebensweg der Rapspflanze von der Züchtung über den Anbau und die Verarbeitung bis hin zur Verwendung des Rapsöls als hochwertiges Speiseöl und als Biokraftstoff dar. Ein besonderer Schwerpunkt wird auf die Bedeutung des Rapses für die Bodenfruchtbarkeit gelegt. Ein Wurzelexponat zeigt eindrucksvoll, wie tief die Wurzeln des Rapses in den Boden reichen und seine Struktur verbessern. Ebenfalls vorgestellt werden die bei der Ölherstellung anfallenden Eiweißfuttermittel Rapsextraktionsschrot und Rapskuchen für die Tierernährung. Eine Frontcooking-Aktion bietet Besuchern die Möglichkeit, sich von den kulinarischen Qualitäten des beliebtesten heimischen Speiseöls zu überzeugen.
„Mit unserem Informationsangebot im Rahmen der Grünen Woche möchten wir dazu beitragen, die bei vielen Verbrauchern, aber auch in der Politik und den Medien teilweise kritische Sicht auf die gleichzeitige Nutzung von Raps als Nahrungsmittel- und Energiepflanze zu objektivieren. Raps ist eine „360 Grad Kultur“, deren Öl- und Eiweißanteil zu 100 Prozent gleichermaßen für Teller, Tank und Trog Verwendung finden kann. Zudem können wir den Besuchern mit dem neuen Ausstellungsschwerpunkt der Körnerleguminosen interessante Einblicke in die Vielfalt des nachhaltigen heimischen Ackerbaus bieten“, so Wolfgang Vogel.