Niedrige DCAB in Rationen mit hohen Rapsschrotanteilen ohne Effekt auf die Milchleistung

Berlin, 22.07.2019 – In einem von der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.V. (UFOP) geförderten Fütterungsversuch der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt wurden die Auswirkungen von Rationen mit geringen Kationen-Anionen-Bilanzen (DCAB) auf laktierende Milchkühe geprüft. Hierbei zeigten Rationen mit hohen Rapsextraktionsschrotanteilen und daraus resultierender niedriger DCAB keine  nachteiligen Effekte auf die Futteraufnahme und die Leistungen gegenüber der Vergleichsfütterung von Rationen mit höherer DCAB. Das Vorhaben wurde in Kooperation mit der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, der Freien Universität Berlin und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg durchgeführt.

Titel_Abschlussbericht.png

Zur Klärung der Frage, ob Rationen mit hohem Rapsextraktionsschroteinsatz sowie hohen Gehalten an Chlor und Schwefel und hieraus resultierender geringen DCAB einen negativen Einfluss auf Futteraufnahme, Milchleistung sowie auf Parameter des Säure-Basen-Haushaltes von Milchkühen haben, wurden drei zeitlich auf ca. 60 Tage angelegte Versuchsreihen mit Kühen im zweiten und dritten Laktationsdrittel am Zentrum für Tierhaltung und Technik Iden durchgeführt. In den verschiedenen Durchgängen simulierten die Versuchsansteller einerseits niedrige DCAB-Bereiche von Grobfuttermitteln durch Futterzusätze zur Erhöhung des Chlor- sowie Schwefelgehaltes und hoben anderseits die DCAB mittels praxisüblicher Puffersubstanz an. Dabei wurden DCAB im Bereich zwischen -13 und 180 Milliäquivalente je Kilogramm Trockenmasse eingestellt. In jedem Durchgang reagierte die Netto-Säure-Basen-Ausscheidung im Harn als wichtigster Parameter des Säuren-Basen-Haushaltes deutlich auf die DCAB der Ration und unterschied sich bei differenzierter Fütterung signifikant.

Im Ergebnis der Untersuchungen führten niedrige DCAB von Rationen mit hohen Rapsextraktionsschrotanteilen grundsätzlich nicht zu deutlich nachteiligen Effekten auf die Futteraufnahmen und Leistungen gegenüber Rationen mit höherer DCAB. Positive Effekte der Vermeidung sehr niedriger DCAB-Werte und/oder hoher Schwefelgehalte waren aber z.T. zu erkennen. Daher sollten die DCAB der eingesetzten Einzelfuttermittel aus Analysen bekannt sein oder aus sicheren Erfahrungs- bzw. Tabellenwerten übernommen werden. Dies gilt insbesondere, wenn niedrige DCAB von Grobfuttermittel zu erwarten sind und gleichzeitig Rapsextraktionsschrot oder andere Eiweißfuttermittel mit negativer DCAB eingesetzt werden.

Mit dem aktuellen Projektvorhaben kann bestätigt werden, dass sich hohe Rapsextraktionsschrotmengen in der Milchkuhfütterung im Praxiseinsatz und in durchgeführten Fütterungsversuchen grundsätzlich bewähren.

Für die Fütterung von laktierenden Milchkühen gibt es anzustrebende Zielbereiche für die Rations-DCAB. Eine Unterschreitung kann in Abhängigkeit vom Grad der Ausprägung zu Stoffwechselstörungen in Form metabolischer Azidosen führen. Die DCAB von Grobfuttermitteln variiert in Abhängigkeit von verschiedenen Einflussfaktoren extrem von hoch positiv bis weit in den negativen Bereich. Eiweißfuttermittel, die bei GVO-freier Fütterung zum Einsatz kommen wie Rapsextraktionsschrot oder Schlempen, weisen z.T. eine stark negative DCAB auf. Aus der Kombination solcher Futtermittel mit Grobfuttermitteln mit niedriger DCAB können sich kritische Werte der DCAB in der Gesamtration ergeben.

Der Abschlussbericht zum Vorhaben steht hier als Download zur Verfügung.