Kraftstoffe der Zukunft 2021: Nachhaltige Biokraftstoffe - Biomassepotenziale zwischen Wunsch und Wirklichkeit - Biomasserohstoffe im Faktencheck

Session 8 + 9

Session 8: Nachhaltige Biokraftstoffe - Biomassepotenziale zwischen Wunsch und Wirklichkeit 

Die Neufassung der erneuerbare Energien-Richtlinie (RED II) begrenzt ab 2022 den Anteil Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse auf Basis der im Jahr 2020 verbrauchten Biokraftstoffmengen. Entsprechend dieser Menge ermitteln die Mitgliedstaaten eine Kappungsgrenze, die - so die Ermächtigung - um einen Prozentpunkt erhöht oder auf „0“ Prozent gesenkt werden kann. Deutschland macht im Rahmen der internationalen Umsetzung hiervon Gebrauch, indem gemäß den vorliegenden Gesetzesentwürfen zufolge die Kappungsgrenze ab 2022 auf 3,2 Prozent, ab 2024 auf 3,0 Prozent und ab 2027 auf 2,7 Prozent gesenkt werden soll. Gleichzeitig setzt die EU-Kommission wie auch das Bundesumweltministerium auf die Option der Förderung von Biokraftstoffen aus Reststoffen gemäß Anhang IX Teil A der RED II. Damit entsteht mit Blick auf den Klimaschutz im Verkehr der Widerspruch, dass eine bestehende und ausbaufähige nachhaltig zertifizierte Rohstoffoption reduziert wird und gleichzeitig diese Verbrauchsmenge durch sogenannte fortschrittliche Biokraftstoffe aus Reststoffen substituiert werden soll. Die klimapolitische Herausforderung besteht darin, dass Biokraftstoffe aus Reststoffen mit Ausnahme von wenigen Mitgliedstaaten praktisch nicht zur Verfügung stehen und eine Kompensation des Wegfalls von Wirkstoffen aus Anbaubiomasse nicht möglich ist. Der Verlierer dieser Gleichung ist der Klimaschutz im Verkehr. Oder führen die Unterquoten zu Importen aus Drittstaaten?

In der Session „Biomassepotenziale zwischen Wunsch und Wirklichkeit“ beleuchten die ReferentInnen das mögliche Reststoffpotenzial unter besonderer Berücksichtigung der von der EU-Kommission initiierten Erweiterung der Rohstoffliste im Annex IX Teil A. Der Stand der von der EU-Kommission eingeleiteten Konsultation wird vorgestellt. Gegenübergestellt werden die verfügbaren Erntemengen für markteingeführte Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse im globalen Vergleich. Denn die Europäische Union ist international gesehen die einzige Region, die diese Form der „Biomassestrategie“ betreibt. Die weltweit bedeutendsten Agrarnationen setzen dagegen auf steigende Quotenvorgaben für Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse, nicht zuletzt zur Verbesserung der Einkommenssituation in der Landwirtschaft und zur Erfüllung der Klimaschutzziele gemäß dem Pariser Klimaschutzabkommen. Vor diesem Hintergrund erwarten die Veranstalter eine interessante Diskussion mit den TeilnehmerInnen dieser Session. 

Die Vorträge:

•    Biomassepotenziale von biogenen Reststoffen, Nebenprodukten und Abfällen – Was
wir wissen und was wir nicht wissen; André Brosowski, Deutsches Biomasseforschungszentrum (DBFZ)
•    Konsultationsprozess RED II Annex IX; Sébastien Haye, E4tech
•    Sachstand globale Ernte und Märkte; Wienke von Schenck, AMI Akademie
•    Ausblick auf europäische Biokraftstoff- und Rohstoffmärkte im Rahmen der RED II, Sophie Barthel, Argus Media

Moderation: Dr. Birger Kerckow, Birger Kerckow, Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR)


Session 9: Biokraftstoffe aus Abfall- und Reststoffen
 
Der Absatz abfallbasierter Biokraftstoffe ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Grund hierfür ist seine hervorragende Treibhausgasminderung: auf dem gesamten Lebensweg emittiert Biodiesel aus Altspeisefetten über 90 Prozent weniger Treibhausgase als fossiler Kraftstoff. Vor welchen Herausforderungen die Produzenten gleichwohl stehen und welche Risiken sie für die Zukunft sehen, thematisieren die Referenten in Session 9 „Biokraftstoffe aus Abfall- und Reststoffen“ beim „18. Internationalen Fachkongress für Erneuerbare Mobilität“. Der Kongress findet vom 18.-22. Januar 2021 statt – das erste Mal in seiner Geschichte digital, als Online-Veranstaltung.

Abfallbasierter Biodiesel ist heute eine tragende Säule, wenn es darum geht, den Treibhausgasausstoß im Straßenverkehr zu verringern. Für den Fahrzeugbestand mit Verbrennungsmotor, der in Deutschland auch bis zum Jahr 2030 den größten Anteil der Flotte ausmachen wird, ist Biodiesel aus Altspeisefetten eine besonders klimafreundliche Alternative. Das gilt nicht nur in Deutschland, sondern auch im europäischen Ausland. 

Der Themenblock „Biokraftstoffe aus Abfall und Reststoffen“ wird die nationale Umsetzung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie II (RED II) aus der Sicht abfallbasierter Biokraftstoffe analysieren und einen umfassenden Blick auf den europäischen Markt in Zeiten der Covid-19-Krise werfen. Birgt die nationale RED II-Umsetzung Gefahren für die Hersteller von Biodiesel aus Altspeisefetten? 

Außerdem soll vertiefend betrachtet werden, wo gebrauchte Speiseöle für Klimaschutz und Verbraucher am effizientesten im Verkehrssektor genutzt werden sollten. Und nicht zuletzt wird ein vorbildliches Projekt aus Portugal vorgestellt, das einen steigenden Absatz von B15 zum Ziel hat. Ein Projekt, welches den Weg zu einem flächendeckenden Angebot von B10 in ganz Europa ebnen könnte. Für mehr Klimaschutz im Straßenverkehr. 

Impulsgeber für die Diskussion sind u.a. die Vorträge:

Nationale RED II-Umsetzung und Bundes-Klimaschutzgesetz aus der Sicht abfallbasierter Biokraftstoffe, Michael Fiedler-Panajotopoulos, Mittelstandsverband abfallbasierter Kraftstoffe e. V. (MVaK)

Waste-to-Fuel: eine Fallstudie über Europas Pionier der Kreislaufwirtschaft, Matt Stone, PRIMA Markets

B15 in Portugal. Für einen höheren Beitrag zum Klimaschutz durch den Straßenverkehr, Luís Manuel Ventura Serrano, Politecnico de Leiria

Moderation: Detlef Evers, Mittelstandsverband abfallbasierter Kraftstoffe e. V. (MVaK)


Das vollständige Programm, Informationen zur Anmeldung und das Aussteller-Forum finden Sie unter www.kraftstoffe-der-zukunft.com.