Internationale Grüne Woche 2018

Öl und Eiweiß vom Acker

Berlin, 19. Januar 2018 – Auch wenn im Winter kaum jemand Notiz von ihm nimmt, so steht der Raps bereits jetzt in den Startlöchern für seinen großen Auftritt im Mai. Dann steht Deutschland ganz im Zeichen der Rapsblüte, die den bevorstehenden Sommer in strahlendem Gelb ankündigt. Die Produkte, die am Ende aus dieser blühenden Pracht entstehen, sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Ob als Rohstofflieferant für Speiseöl, nachhaltig erzeugten Biodiesel oder Futtermittel – die wichtigste heimische Ölpflanze ist einfach unverzichtbar.

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Kein Wunder also, dass dem Multitalent Raps auf der Internationalen Grünen Woche eine eigene Präsentationsfläche gewidmet ist. Dort wird der gesamte Lebensweg der Rapspflanze – von der Züchtung über den Anbau und die Verarbeitung bis hin zur Verwendung des Rapsöls als hochwertiges Speiseöl und als Biokraftstoff –dargestellt. „Raps hat sich hierzulande im Verlauf der letzten 25 Jahre gerade deshalb zur Ölpflanze Nr. 1 entwickelt, weil er sowohl für die Ernährung als auch für den technischen Einsatz – insbesondere im Biokraftstoff – und darüber hinaus als Futtermittel erhebliche Vorzüge gegenüber anderen Pflanzen besitzt. Der Anbau bewegt sich in Deutschland seit über zehn Jahren auf einem konstanten Niveau zwischen 1,3 und 1,5 Mio. Hektar. Dennoch ist genügend Raps für alle Einsatzbereiche vorhanden“, erläutert der Vorsitzende der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP), Wolfgang Vogel. „Was genau die gelb blühende Pflanze für Landwirte und Verbraucher so bedeutend macht, möchten wir den Besuchern der Internationalen Grünen Woche im Rahmen des beliebten ErlebnisBauernhofs in Halle 3.2 zeigen.“

Öl- und Eiweißpflanze Nr. 1

Der Rapsanbau bringt viele positive Aspekte für Landwirtschaft, Natur und Umwelt mit sich. Besonders interessant ist sein sogenannter „Vorfruchtwert“, der den Landwirten im Folgejahr bis zu zehn Prozent Mehrertrag beschert, wenn sie nach Raps Getreide anbauen. Hierfür sind vor allem die ausgeprägten Pfahlwurzeln des Rapses verantwortlich, die für eine extrem tiefe Durchwurzelung des Bodens sorgen, der so besser durchlüftet und vor Erosion geschützt wird. Durch diese Anbaupraxis entsteht eine mehrjährige Rotation, bis wieder Raps angebaut wird. Dieser jährliche Wechsel verschiedener Ackerfrüchte auf ein und demselben Feld, den man als Fruchtfolge bezeichnet, sorgt für die Gesunderhaltung der Böden und eine abwechslungsreiche Kulturlandschaft.

Bislang stand vor allem das aus der Rapssaat gewonnene Speiseöl im Mittelpunkt des Interesses. Seit einiger Zeit gewinnt jedoch auch das Rapsprotein, das neben dem Öl beim Pressen der Rapssaatkörner in Form von so genanntem Rapsextraktionsschrot entsteht, immer mehr an Bedeutung. In der Rinder-, Schweine- und auch Geflügelfütterung spielt es aufgrund seiner Qualität eine große Rolle. Sogar für die Ernährung des Menschen wird das hochwertige Rapseiweiß zukünftig mit innovativen Produkten immer wichtiger werden. Damit verbunden ist ein Aspekt, der im Hinblick auf die Nachhaltigkeitsbewertung des Rapsanbaus besondere Beachtung verdient: Heimisches Rapsschrot ersetzt als Proteinquelle verstärkt Importe von Sojaschrot. Man geht aktuell davon aus, dass durch die Nutzung von heimischem Eiweißfutter mehr als 1 Million Hektar Sojaanbau in Südamerika eingespart werden.

Körnerleguminosen im Kommen

Darüber hinaus wird Importsoja auch durch gut in der Nutztierfütterung einsetzbare Körnerleguminosen substituiert. Hierzu zählen Ackerbohnen, Futtererbsen und Süßlupinen. Diese erleben gerade eine Renaissance auf deutschen Äckern, nachdem ihr Anbau in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgegangen war. Heute tragen sie dazu bei, die Nachhaltigkeit in der europäischen Landwirtschaft weiter zu verbessern. Diese bemerkenswerten Pflanzen gehen eine Symbiose mit Knöllchenbakterien ein, die sich an ihren Wurzeln ansiedeln, da sie die Wurzelausscheidungen der Pflanzen nutzen können. Diese Knöllchenbakterien wiederum können in Verbindung mit den Pflanzenwurzeln Stickstoff aus der Bodenluft binden und stellen den Leguminosen diesen direkt als Nährstoff zur Verfügung. Eine Stickstoff-Düngung, wie bei anderen Kulturpflanzen üblich, ist bei Leguminosen somit nicht notwendig.

Gelber Raps auf der Grünen Woche

Auf dem Stand der UFOP im ErlebnisBauernhof können Besucher an einem Wurzelexponat eindrucksvoll erleben, wie tief die Wurzeln des Rapses in den Boden reichen und dessen Struktur verbessern. Mit eigener Muskelkraft können Messebesucher zudem an einer Ölpresse selbst Raps vermahlen. Das dabei entstehende kaltgepresste Rapsöl kann sofort vor Ort probiert werden. Eine Frontcooking-Aktion bietet Besuchern darüber hinaus die Möglichkeit, sich von den kulinarischen Qualitäten des beliebtesten heimischen Speiseöls zu überzeugen. Die technische Nutzung von Rapsöl wird eindrucksvoll in einer Kooperation mit der Branchenplattform Biokraftstoffe in der Land- und Forstwirtschaft präsentiert.

Ein Traktor-Prototyp aus dem Hause John Deere demonstriert die technische Machbarkeit und die Umweltvorteile, die der Einsatz von Biokraftstoffen auch innerhalb der landwirtschaftlichen Produktion bietet. Er steht für ein zur Förderung durch das BMEL beantragtes Projekt, dessen Ziel die Entwicklung eines „Ein-Tank-/Multiple-Fuel-Systems“ ist. Dabei passt sich der Dieselmotor optimal dem Kraftstoff (Diesel, B100 oder reine Pflanzenöle) an, ohne dass ein zusätzlicher Kraftstoffsensor eingesetzt wird. „Wenn es darum geht, den Ausstoß von Treibhausgasen schon heute effizient zu reduzieren und nicht auf Technologien zu warten, die erst in Jahren oder Jahrzehnten massentauglich sind, führt an Kraftstoffen auf Basis von Raps derzeit kein Weg vorbei. Projekte wie das hier vorgestellte sorgen zusätzlich dafür, dass pflanzenölbasierte Biokraftstoffe auch zukünftig eine wichtige Rolle bei der Sicherstellung nachhaltiger Mobilität spielen.“, so UFOP-Vorsitzender Vogel.