FJRG/UFOP-Workshop zur Polarität von Kraftstoffen
Wechselwirkungseffekte bei Mischkraftstoffen im Fokus
Berlin 21. Juni 2018. Um das Klimaschutzziel im Verkehr 2030 erfüllen zu können, werden verschiedene Strategien verfolgt und gefördert. Gemessen an diesem Datum bestimmen neben Effizienzsteigerungen vor allem möglichst CO2-neutrale Biokraftstoffe die Strategieentwicklung in Kombination mit voll- und teilelektrischem Antrieb (Hybridisierung) die möglichst zeitnahe Dekarbonisierung des Verkehrs. Die Vermeidung von negativen Wechselwirkungseffekten, bedingt durch die zunehmend unpolare Zusammensetzung der Kraftstoffe und längere Standzeiten der Kraftstoffgemische im Fahrzeugtank, erfordern die Intensivierung der systematischen Forschungsbegleitung. Zu diesem Ergebnis kommt die Expertenrunde des Workshops „Polarität von Kraftstoffen“ zu dem die Fuels Joint Research Group (FJRG) und die Union zur Oel- und Proteinpflanzen (UFOP) in dieser Woche eingeladen hatten.
Der Workshop diente der Bestandsaufnahme der von UFOP, der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR), der Forschungsvereinigung Verbrennungskraftmaschinen (FVV) und weiteren Projektträgern geförderten Forschungsvorhaben. Gemessen an der globalen Bedeutung stellt besonders Biodiesel als polare Komponente in unterschiedlichen Beimischungsanteilen die Kraftstoffqualitätsentwicklung und -sicherung vor besonderen Herausforderungen. Allerdings nimmt der Anteil unpolarer Biokraftstoffe, wie Hydriertes Pflanzenöl (HVO) und längerfristig strombasierte regenerative Kraftstoffe (Power-to-Liquid) zu. Herausfordernd kommt hinzu, dass infolge der zunehmenden Hybridisierung der Antriebe sich die Verweilzeiten der Kraftstoffgemische im Fahrzeugtank verlängern. Vor diesem Hintergrund müsse die systematische Forschung vorausschauend intensiviert werden, um die Funktionalität der unterschiedlichen Kraftstoffgemische bestenfalls im laufenden Fahrzeugbetrieb zu prüfen bzw. bei der Herstellung möglichst optimal zu kombinieren, so das Fazit der Workshopteilnehmer. Eine umfassende Berichterstattung über durchgeführte und noch laufende Projektvorhaben ging dieser Diskussion voraus. Eine zentrale Bedeutung nahm die Frage ein, welche funktionale Bedeutung Biodiesel nicht nur zur Sicherstellung der Schmierfähigkeit, sondern zukünftig auch als Lösungsvermittler in Kraftstoffen einnehmen kann. Die Ergebnisse der vorgestellten Projektvorhaben sind nach Auffassung der Teilnehmer nicht nur für die nationale und europäische, sondern grundsätzlich für die Kraftstoffstrategieentwicklung in allen Teilen der Welt von Bedeutung.
Das Programm des Workshops finden Sie hier.
Die Vorträge stehen fortfolgend kostenlos zum Download zur Verfügung:
- Einflüsse der Polarität auf Mischkraftstoffe, Prof. Dr. Jürgen Krahl, Hochschule Ostwestfalen-Lippe
- Mischkraftstoffe vor dem Hintergrund zukünftiger Motorenkonzepte, Prof. Dr. Thomas Garbe, Volkswagen AG
- Polare Komponenten in Dieselkraftstoffen und ihre Auswirkungen auf die Belagsbildung in CR-Injektoren, Dr. Ulrike Schümann, Universität Rostock
- Sensorik polarer Kraftstoffe, Martin Unglert, TAC/Hochschule Coburg
- Wechselwirkungen von Kraftstoff und Motoröl im Hinblick auf die Polarität, Dr. Olaf Schröder, TAC/Hochschule Coburg
- Kraftstoffe für PHEV-Fahrzeuge, Jens Staufenbiel, TAC/Hochschule Coburg
- Entwicklung von Multikomponentenblends für Dieselmotoren mit hohem regenerativem Anteil bei Verwendung von 1-Alkoholen und Tributylcitrat, Dr. Kevin Schaper, SGS
- Erste Erfahrungen zum Thema Polarität aus Laborversuchen für den Wärme- und Automotivebereich, Dr. Klaus Lucka, TEC4Fuels
Die Fuels Joint Research Group ist eine aus Ingenieuren, Naturwissenschaftlern und Medizinern interdisziplinär zusammengesetzte Forschergruppe auf dem Gebiet der Kraftstoffforschung. Die gemeinsamen Projekte untersuchen Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Kraftstoffkomponenten, dem Motor und dem Motorenöl sowie der Abgasnachbehandlung insbesondere mit Blick auf die resultierenden Emissionen und deren gesundheitliche Auswirkungen.