Internationaler Fachkongress für erneuerbare Mobilität 2019:
Experten plädieren für sofort wirksame und technologieoffene Klimaschutzmaßnahmen im Verkehr
Berlin, 21.1.2019. Auf dem internationalen Fachkongress für erneuerbare Mobilität steht die neue europäische Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED II) im Fokus der Diskussionen. Ihr zufolge soll der Mindestanteil erneuerbarer Energien im Verkehr von zehn im Jahr 2020 auf 14 Prozent im Jahr 2030 ansteigen. Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse dürfen hierzu einen Beitrag von bis zu sieben Prozent leisten.
Aus Sicht der Veranstalter muss die Bundesregierung jetzt zügig Maßnahmen ergreifen, das Klimaschutzpotenzial zertifiziert nachhaltiger und in Europa hergestellter Biokraftstoffe durch deutlich höhere Anteile im Kraftstoffmix auszuschöpfen. Im Jahr 2017 wurden in Deutschland durch den Einsatz dieser Biokraftstoffe 7,7 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente eingespart. Die Veranstalter fordern daher, die zur Verringerung der CO2-Emissionen von Kraftstoffen in Deutschland bestehende Treibhausgasminderungsquote zeitnah anzuheben und bis zum Jahr 2030 auf 16 Prozent zu steigern.
RED II nicht ausreichend für mehr Klimaschutz im Verkehr
Kern der RED II ist das Ziel, den Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtenergieverbrauch auf 32 Prozent und im Verkehrssektor auf 14 Prozent bis zum Jahr 2030 zu steigern. Die EU-Kommission soll diese Zielvorgaben im Jahr 2023 überprüfen. Das jeweilige nationale Engagement wird bis dahin anhand der Energie- und Klimapläne der Mitgliedstaaten ablesbar sein, die spätestens Ende 2019 der EU Kommission vorzulegen sind. Um das in Deutschland postulierte Ziel für den Verkehrssektor gemäß Klimaschutzplan im Jahr 2030 zu erreichen, werden die Vorgaben der RED II laut Energiereferenzprognose voraussichtlich nicht genügen: Sogar mit 6 Mio. zugelassenen Elektro-Fahrzeugen und erheblichen Effizienzgewinnen ist im Jahr 2030 ein erneuerbare Energien-Anteil von 20 Prozent im Kraftstoffbereich erforderlich, um die vorgegebene Minderung der Treibhausgasemissionen tatsächlich zu erzielen. Die Veranstalter schlagen deshalb vor, die Ziele für den Ausbau Erneuerbarer Energien im Verkehrssektor wie folgt zu erhöhen: Der Anteil von Erneuerbaren Energien sollte von 10 Prozent in 2020 auf 12 Prozent in 2022, 14 Prozent in 2024, 16 Prozent in 2026, 18 Prozent in 2028 und 20 Prozent in 2030 angehoben werden.
Treibhausgasminderungsquote als effizientes und kostengünstiges Instrument für den Klimaschutz
Biokraftstoffe leisten aktuell den größten Beitrag zur Einsparung von CO2 im Verkehrssektor, insbesondere durch stetige Verbesserung ihrer Treibhausgasbilanz. Die durchschnittliche Einsparung an Treibhausgasemissionen der in Deutschland in Verkehr gebrachten Biokraftstoffe betrug im Jahr 2017 rund 81 Prozent (Vorjahr: 77 Prozent) im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen. Durch den Einsatz dieser zertifiziert nachhaltigen Biokraftstoffe wurden 7,7 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente vermieden. Die Effizienzsteigerung führt jedoch zu einem sinkenden Volumen von Biokraftstoffen in Diesel und Benzin, weil die derzeit geltende Treibhausgasminderungspflicht nicht streng genug ist. Sie muss daher zeitnah angehoben werden. Durch eine sachgerechte Quotenerhöhung können das bestehende nachhaltige Biomassepotenzial ausgeschöpft sowie neue innovative Alternativen in ihrer Breite gefördert werden. Die Veranstalter schlagen deshalb eine Anhebung der THG-Minderungsquote ab 2021 auf 7 Prozent und eine stufenweise Erhöhung bis 2030 auf 16 Prozent vor. Für die weitere Reduktion von CO2-Emissionen im Verkehr sind die marktetablierten und bezahlbaren Biokraftstoffe aus Anbaubiomasse und Rest- und Abfallstoffen, neben der Effizienzsteigerung von Motoren, alternativen Antriebstechnologien sowie der Optimierung von Verkehrsinfrastrukturen, der wichtigste Baustein.
Zum Auftakt des Fachkongresses am 21. Januar 2019 im CityCube Berlin stellen Redner des
Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur, der internationalen Mineralölwirtschaft, der deutschen Automobilwirtschaft und aus der Wissenschaft ihre Konzepte, Strategien und Forschungsergebnisse für eine erneuerbare Mobilität der Zukunft vor.
- Steffen Bilger, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, präsentiert die fortgeschriebene Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie der Bundesregierung.
- Bernhard Mattes, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie, thematisiert die zukünftige Rolle und die Anforderungen für alternative Antriebe und Kraftstoffe im Zusammenhang mit den künftigen EU-Flottengrenzwerten.
- Wolfgang Langhoff, Vorstandsvorsitzender BP Europe SE, spricht über erneuerbare Energien und alternative Kraftstoffe als wichtige Optionen zur Treibhausgasreduktion im Verkehrssektor aus Sicht der Mineralölwirtschaft.
- Prof. Dr. Manfred Aigner, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, präsentiert Handlungsoptionen für eine Energiewende im Verkehrssektor und die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung der Forschungsinitiative „Energiewende im Verkehr“ (BEniVer).
In der Podiumsdiskussion am Nachmittag des ersten Kongresstages werden die Perspektiven für eine erneuerbare Mobilität bis 2030 vertieft erörtert. Moderiert von Sonja van Renssen, Redakteurin des Fachmagazins „Energy Post“, diskutieren Vertreter der Bundesregierung, Tobias Wolny (BP Europa SE), Dr. Klaus Bonhoff (NOW GmbH), Jenny Walther-Thoss (WWF) und Stefan Schreiber (Präsident des VDB) über geeignete Rahmenbedingungen für CO2-reduzierte Kraftstoffe und alternative Antriebe zur Erreichung der Klimaschutzziele.
Mehr als 550 Teilnehmer aus mehr als 30 Nationen sind der Einladung von fünf Verbänden der deutschen Biokraftstoffwirtschaft gefolgt, um sich auf dem internationalen Fachkongress „Kraftstoffe der Zukunft“ am 21./22. Januar 2019 in Berlin über Marktentwicklungen, technologische Innovationen und die Zukunft der erneuerbaren Mobilität zu informieren.