Historische Chance zum Ausbau der heimischen Eiweißerzeugung wird vertan

Zurückweisung der Greening-Verordnung im EP knapp gescheitert

 

Berlin, 15. Juni 2017 – Die Zurückweisung der von EU-Agrarkommissar Hogan vorgelegten Delegierten Verordnung zur Änderung der Greening-Regelungen ist im Plenum des Europäischen Parlaments (EP) mit nur wenigen fehlenden Stimmen knapp gescheitert. Bis zuletzt stark kritisiert wurde das grundsätzliche Verbot des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln bei Leguminosen auf der ökologischen Vorrangfläche. Die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.V. (UFOP) fordert angesichts der breiten Ablehnung dieses Pflanzenschutzmittelverbotes eine Nachbesserung der Delegierten Verordnung durch die EU-Kommission. Mit dem Beharren auf dem Pflanzenschutzmittelverbot für Leguminosen wird die historische Chance zum Ausbau der heimischen Eiweißerzeugung vertan.

Lupinen_550.jpgSeit Einführung des Greenings wurde der Eiweißpflanzenanbau in der EU deutlich ausgeweitet. Hintergrund ist die Anrechnungsmöglichkeit von Leguminosen für die Verpflichtung der ökologischen Vorrangfläche. Allein in Deutschland war zur Ernte 2015 fast eine Verdopplung der Anbaufläche von Körnerleguminosen festzustellen. Auch zu den Ernten 2016 und 2017 konnte der Anbau hierzulande nochmals zulegen. Leguminosen sind ein wichtiger Baustein für eine nachhaltige Landwirtschaft. Der verstärkte Anbau von Leguminosen ist aus vielen Gründen wünschenswert. Mit Eiweißpflanzen können getreidebetonte Fruchtfolgen aufgelockert, der Dünge- und Pflanzenschutzmittelaufwand im Produktionssystem reduziert, die Bodenfruchtbarkeit gefördert sowie die Treibhausgasemissionen verringert werden. Nicht zuletzt liefern Leguminosen in der EU stark nachgefragtes und derzeit umfangreich importiertes pflanzliches Eiweiß für die Nutztierfütterung und die Humanernährung.

Der von der EU-Kommission vorgelegte Delegierte Rechtsakt und das darin enthaltene Verbot des chemischen Pflanzenschutzeinsatzes entziehen dem Anbau von Körnerleguminosen auf der ökologischen Vorrangfläche die Grundlage. Ohne chemischen Pflanzenschutz ist ein ökonomisch tragfähiger Anbau qualitativ hochwertiger heimischer Eiweißpflanzen nicht möglich. In der Folge ist ein Zurückfallen des Anbaus auf die niedrigen Umfänge vor Einführung des Greenings zu erwarten. Die Importabhängigkeit von gentechnisch verändertem Soja aus Übersee nimmt wieder zu.

Darüber hinaus verlieren mit dem Wegfall des Körnerleguminosenanbaus im Greening die wenigen noch verbliebenen Unternehmen der Pflanzenzüchtung die notwendige Perspektive, ihre Züchtungsaktivitäten für Körnerleguminosen fortzusetzen und weiter auszubauen. Der fehlende Zuchtfortschritt wird den Wettbewerbsnachteil von Leguminosen gegenüber anderen Ackerbaukulturen in den nächsten Jahren weiter vergrößern. Damit wird die historische Chance zum Ausbau der heimischen Eiweißerzeugung im deutschen Ackerbau vertan.

Das Verbot des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln für Leguminosen im Greening läuft damit den Bemühungen für mehr Artenvielfalt und Nachhaltigkeit in der deutschen und europäischen Landwirtschaft zuwider.