Biokraftstoffe: Unverzichtbar für die Energiewende im Verkehr
Berlin, 20.01.2014 – Mehr als 500 Teilnehmer aus über 30 Nationen sind der Einladung von fünf Verbänden der deutschen Bioenergiebranche gefolgt, um sich auf dem Fachkongress für Biokraftstoffe am 20. und 21.01.2014 über Markentwicklungen zu informieren, Erfahrungen mit Zertifizierungssystemen auszutauschen und über politische Rahmenbedingungen zu diskutieren. Veranstalter des Kongresses sind der Bundesverband BioEnergie (BBE), die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP), der Bundesverband der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBe), der Verband der deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) und der Fachverband Biogas.
Ein zentrales Kongressthema sind mögliche Änderungen der EU-Biokraftstoffpolitik. Aus diesem Grund haben die Veranstalter, zusätzlich zu mehreren Themenblöcken und Parallelforen, eine Podiumsdiskussion mit Mitgliedern des Europäischen Parlaments organisiert. Im Mittelpunkt dieser Diskussion steht die Frage nach den Auswirkungen der künftigen EU-Biokraftstoffpolitik auf die internationale Biokraftstoffindustrie und entsprechende Handelsströme.
Der im EU-Gesetzgebungsverfahren noch nicht abgeschlossene Vorschlag der Kommission zur Änderung von zwei Richtlinien zu Biokraftstoffen stößt bei den Veranstaltern auf heftige Kritik. „Eine Umsetzung dieser EU-Politik bedeutet eine Benachteiligung der im Markt etablierten Biokraftstoffe wie Biodiesel und Bioethanol, während zur Erreichung des 2020-Klimaziels nahezu vollständig auf künftige Technologien gesetzt werden soll, die noch nicht verfügbar sind und für deren Aufbau neue Investitionen in Milliardenhöhe getätigt werden müssten“, kritisiert Helmut Lamp, Vorsitzender des BBE, und warnt: „Der europäische Gesetzgeber hat vor nur vier Jahren klare Ziele für Biokraftstoffe in Europa formuliert. Den Absatz von zertifizierten und in Europa hergestellten Biokraftstoffen jetzt zu begrenzen oder gar zu reduzieren wäre eine industriepolitische Bankrotterklärung mit fatalen Signalen auch für andere Branchen. Der vorliegende Gesetzesentwurf der EU-Kommission müsse daher von dem im Mai neugewählten Europäischen Parlament erneut auf den Prüfstand“.
Mehrere Foren des Kongresses befassen sich mit dem wissenschaftlichen Stand der Diskussion über den Zusammenhang von Biokraftstoffproduktion und indirekten Landnutzungsänderungen (iLUC für „indirect Land Use Change“). Wie auf den vorherigen Kongressen wird dabei deutlich, das die bisherigen Ergebnisse der noch jungen „iLUC“-Forschung stark voneinander abweichen und auch unter Wissenschaftlern sehr konträre Auffassungen darüber bestehen, ob mit den vorhandenen Modellen und Annahmen tragfähige Ergebnisse für neue gesetzgeberische Maßnahmen erzielt werden können.
„Die bisher vorliegenden Erkenntnisse zu iLUC eignen sich nicht als Grundlage für gesetzgeberische Maßnahmen in der EU-Biokraftstoffpolitik. Daher ist die Kritik von vielen Abgeordneten des Europäischen Parlamentes und von einigen Mitgliedstaaten an einer geplanten Berichterstattung mit iLUC-Werten bei der Treibhausgas-Bilanzierung mehr als berechtigt“, teilt Helmut Lamp, Vorsitzender des BBE, mit. Probleme mit Landnutzungsänderungen müssen an Ort und Stelle in den Ländern gelöst werden, in denen die Regenwaldabholzung stattfindet. Die Biokraftstoff-Branche wird sich hier weiterhin konstruktiv in die wissenschaftliche und politische Diskussion einbringen, um Lösungen zu finden.
Im Rahmen der europäischen Dekarbonisierungsstrategie müssten Biokraftstoffe aber auch nach 2020 eine wichtige Rolle einnehmen, stellt Lamp fest. Mit der aktuell kontrovers geführten politischen Diskussion werde der Eindruck vermittelt, dass die Ära der herkömmlichen Biokraftstoffe dann beendet sei. Diesem Eindruck müsse entschieden begegnet und der geltende Zeitrahmen bis 2020 genutzt werden, Biokraftstoffe auch in diesem Sinne nachhaltig langfristig in ein Energiekonzept für den Transportsektor zu integrieren, fordert Lamp.