Aufnahme von Guttationstropfen an gebeizten Rapspflanzen ohne erkennbaren Einfluss auf die Entwicklung von Bienenvölkern
Berlin, 11. Januar 2013 – Eine Studie der Landesanstalt für Bienenkunde der Universität Hohenheim und des Julius Kühn-Institutes hat zu dem Ergebnis geführt, dass Guttation von Rapspflanzen, die mit neonicotinoiden Insektiziden gebeizt wurden, kein unvertretbares Risiko für Bienenvölker darstellt. Der Abschlussbericht des von der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.V. (UFOP) unterstützten Forschungsvorhabens wurde aktuell vorgelegt.
Im Vorhaben ist untersucht worden, ob die oberflächige Freisetzung von systemischen Beizinsektiziden durch Guttation im großflächigen Rapsanbau eine Gefährdung für die Entwicklung von Bienenvölkern darstellt. Für diese Risikoabschätzung haben die Wissenschaftler bundesweit an verschiedenen Standorten Labor-, Halbfreiland- und Freilandversuche unter praxisnahen Verhältnissen zu möglichen Auswirkungen auf einzelne Bienen und auf Volksebene durchgeführt. Im Ergebnis war festzustellen, dass Honigbienen in wenigen Fällen - selten im Spätsommer und häufiger im Frühjahr - beim Sammeln der an Blätträndern oder Blattspitzen abgesonderten Guttationstropfen beobachtet werden konnten. Trotz dieser positiven Befunde wurde weder eine erhöhte Mortalität noch ein erkennbarer Einfluss auf die Gesamtpopulation und auf den Überwinterungserfolg der Bienenvölker festgestellt.
Winterraps ist eine der wichtigsten ackerbaulich genutzten Kulturen in Deutschland. Darüber hinaus stellt Raps eine bedeutende Tracht für die Versorgung von Bienenvölkern dar. Die insektizide Saatgutbeizung ist im Rapsanbau unverzichtbar. Derzeit finden dazu flächendeckend Wirkstoffe aus der Gruppe der Neonicotinoide Einsatz. Diese zeichnen sich durch eine vergleichsweise hohe Bienengiftigkeit aus. Über die Guttation, d.h. einen Transport von Xylemflüssigkeit in der Pflanze und eine Freisetzung oberhalb der Erdoberfläche, können die systemisch wirkenden Pflanzenschutzmittel verlagert werden. Die Konzentration der Wirkstoffe in den Guttationstropfen ist von verschiedenen Faktoren wie den Wirkstoffeigenschaften, der Aufwandmenge, dem Stadium der Pflanzenentwicklung sowie den jeweiligen Witterungs- und Standortbedingungen abhängig. Sonneneinstrahlung und Wind führen zu einer schnellen Verdunstung von Guttationsflüssigkeit im Pflanzenbestand. Bei Temperaturen nahe dem Frostbereich tritt die Guttation deutlich seltener auf. Eine Voraussetzung für eine intensive Guttation ist eine hohe Luftfeuchtigkeit, welche die Transpirationsleistung der Pflanzen einschränkt bzw. einstellt.