Interview zu „Grüne Energie auf dem Acker: Was braucht es für den Durchbruch erneuerbarer Antriebsenergien in der Land- und Forstwirtschaft?“
Erneuerbare Antriebsenergien kommen aktuell in der Land- und Forstwirtschaft noch wenig zum Einsatz. Dabei gibt es durchaus marktreife Technologien, die perspektivisch das gesamte Leistungsspektrum des Fuhrparks bedienen können. Auf der Bühne des Forums Moderne Landwirtschaft im Erlebnisbauernhof der Grünen Woche, Berlin, wurden am Dienstag, 21. Januar 2025, die Potenziale sowie vor allem die noch bestehenden Hürden diskutiert. Dabei fassten Dr. Edgar Remmele, Leiter Abteilung Erneuerbare Kraftstoffe und Materialien des Technologie- und Förderzentrums im Kompetenzzentrum für Nachwachsende RohstoffeStraubing (TFZ) und Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein und Vorsitzender der Plattform „Erneuerbare Antriebsenergie für die Land- und Forstwirtschaft“ wichtige Aspekte kompakt zusammen.
Vor einem Jahr war der Wunsch nach Dieselalternativen besonders groß: die von der Bundesregierung beschlossene Abschaffung der Agrardieselsteuerrückerstattung, die notwendige Verringerung der CO2-Emissionen in allen Wirtschaftssektoren und der Wunsch nach einer energieautarken Landwirtschaft haben das Interesse an erneuerbaren Antriebsenergien für die Land- und Forstwirtschaft deutlich erhöht. Denn obgleich die Landtechnikunternehmen mit diversen innovativen Technologieoptionen theoretisch das gesamte abzudeckendeLeistungsspektrum bedienen könnten und in der Praxis schon mehrfach die Tauglichkeit und Zuverlässigkeit wissenschaftlich bewiesen wurde, kommt die Mobilitätswende nicht ins Rollen.
Die Ursachen hierfür, so Klaus-Peter Lucht, seien vielfältig: „Die größte Herausforderung ist, dass eine sofortige komplette Umstellung des landwirtschaftlichen Maschinenparks schlicht nicht machbar ist. Verschärft wird dies dadurch, dass viele Maschinen eine sehr lange Lebensdauer haben. Für vorzeitige Neuanschaffungen oderUmrüstungen müssen die Betriebe enorme Investitionen stemmen, jedoch fehlt es hier gegenwärtig an klaren politischen Signalen sowie wirtschaftlichen und vor allem verlässlichen Investitionsanreizen sowohl für die landwirtschaftlichen Betriebe als auch für die Landtechnikunternehmen.“
Als Milchbauer und Präsident des Bauernverbands Schleswig-Holstein spricht er damit sowohl aus eigenerErfahrung als auch aus der seiner Berufskolleginnen und -kollegen.
Dr. Edgar Remmele, der sich unter anderem in der KTBL-Arbeitsgruppe „Roadmap Antriebssysteme für dieLandwirtschaft“ engagiert, sieht jedoch nicht nur bei der Politik Handlungsbedarf:
„Damit in der Landwirtschaft die Umstellung von Dieselkraftstoff auf erneuerbare Antriebsenergien gelingt, müssen viele Akteure zusammenwirken: Politik und Administration, Wissenschaft und Bildung, Landtechnikunternehmen, Kraftstoffproduzenten, Stromversorger sowie die landwirtschaftliche Praxis“, betonteder Experte auf der Bühne im Erlebnisbauernhof, und ergänzte: „Nur in guter Zusammenarbeit ist die Transformation zur Zufriedenheit aller zu schaffen.“
Auf politscher Ebene könnte eine zeitnahe Novellierung der EU-Energiesteuerrichtlinie und eine Umsetzung innationales Recht ein notwendiger Impulsgeber sein. Dies sei ein wichtiger Schritt zur Harmonisierung der Energiebesteuerung in der EU und sehe eine nach Umweltleistung ausgerichtete Steuerfestsetzung u.a. für die in der Land- und Forstwirtschaft eingesetzten Biokraftstoffe vor, betonte Klaus-Peter Lucht.
Das Interview unter der Moderation von Helena Felixberger fand unweit des Gemeinschaftsstandes der Plattform „Erneuerbare Antriebsenergie für die Land- und Forstwirtschaft“ statt. Hier begrüßen seit Freitag, 17. Januar 2025, die Landtechnikunternehmen CLAAS, Fendt, John Deere und New Holland zahlreiche Interessierte aus der Politik, der Presse und den themenverwandten Branchen sowie natürlich (noch) fachfremde Besucherinnen und Besucher der Messe. Möglichkeit zu einem Besuch gibt es bis einschließlich Sonntag, 26. Januar 2025, auf Stand405 in der Halle 3.2 der Messe Berlin.