Pflanzenöl-Traktor mit Werksgarantie
Der Hersteller John Deere bietet Pflanzenöltraktoren ab Werk an. Dieser Tage wurden erste Maschinen an Waldland und an den Maschinenring Zwettl-Weitra übergeben.
(Foto: ©Bundesverband Pflanzenöl Austria) |
Pflanzenöl als Ersatz für Dieseltreibstoff – das Interesse an diesem Thema steigt im Normalfall mit dem Dieselpreis. Mittel- und langfristig sprechen aber noch einige weitere Gründe für den Ersatz fossiler Treibstoffe durch Alternativen wie Pflanzenöl. Zu nennen wären hier • die Endlichkeit der Rohölreserven, • die Abhängigkeit von Erdöllieferungen, die vielfach aus Krisenregionen kommen, • die Reduktion des CO2-Ausstoßes als Beitrag zum Klimaschutz. Beim Klimagipfel in Paris wurde im Vorjahr beschlossen, dass die Erderwärmung auf 1,5 °Celsius beschränkt werden soll. Dies ist nur durch eine massive Reduktion des CO2-Ausstoßes erreichbar. Die Landwirtschaft kann sich aus dieser Diskussion nicht ausschließen. Es ist daher höchste Zeit nach Alternativen zu suchen, die die Aufrechterhaltung der Mobilität in der Landwirtschaft in den nächsten Jahrzehnten sichern können. Pflanzenöl als Ersatz zum Dieseltreibstoff kann hier eine Lösung darstellen. Mit entsprechenden Adaptierungsarbeiten können bestehende Seriendieselmotoren zum Betrieb auf Pflanzenöl angepasst werden. Rapsölkraftstoff besitzt laut der EU-Richtlinie 2009/28/EG einen Standardwert zur Minderung der Treibhausgasemissionen von 57 % gegenüber fossilen Treibstoffen.
Pflanzenölbetrieb ab Werk
aldland-Organisation unter Geschäftsführer Gerhard Zinner sowie der Maschinenring Zwettl-Weitra unter Geschäftsführer Markus Artner konnten kürzlich erstmals Neutraktoren übernehmen, die ab Werk zum Betrieb mit selbst gepresstem Rapsöl als Treibstoff ausgerüstet sind – es handelt sich um Premiumtraktoren des Herstellers John Deere, Serie 6R. Die John Deere 6150R mit einer Nennleistung von 150 PS wurden vom Lagerhaus TechnikCenter, als österreichischer Vertriebspartner von John Deere, an die beiden Organisationen übergeben. John Deere bietet branchenweit als einziger Traktorenhersteller ab Werk und mit voller Garantie eine praxisgerechte Lösung an, bei der anstelle von Diesel mit Rapsöl gefahren werden kann. Die verfügbaren Traktormodelle sind: 6105M, 6115M, 6125M, 6130M, 6140M, 6150M, 6170M sowie 6105R, 6115R, 6125R, 6130R, 6140R und 6150R. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, dass Traktoren dieser Serie, die der Abgasstufe IIIB entsprechen und bereits im Praxiseinsatz sind, direkt bei John Deere auf Pflanzenölbetrieb nachgerüstet werden können. An einer Lösung für Traktoren der Abgasstufe IV wird derzeit gearbeitet. Interessenten können sich bei Ihrem Lagerhaus Technik-Profiberater melden. Um die Herstellergarantie zu erhalten, ist es natürlich Voraussetzung, dass das Pflanzenöl entsprechende Qualitäten einhält. Im Bereich Rapsölkraftstoff gilt die DIN 51605. Für sonstigen Pflanzenölkraftstoff ist die DIN 51623 einzuhalten. Die Einhaltung dieser Normen ist eine Voraussetzung für den einwandfreien Motorbetrieb. Herausfordernd war dabei für den Traktorhersteller, dass neben den technischen Motoranforderungen beim Verbrennungsvorgang auch die geforderten Abgasvorschriften eingehalten werden.
Wirtschaftlichkeit
Die Wirtschaftlichkeit der Ausrüstung eines Traktors für den Pflanzenölbetrieb wird primär von drei Faktoren beeinflusst: • Den Investitionskosten betreffend die Pflanzenölantriebstechnik, • der Preisdifferenz zwischen Pflanzenöl und Dieseltreibstoff und • dem jährlichen Bedarf an Treibstoff je Fahrzeug.
Fördermöglichkeiten
Es gibt keine Garantie dafür, dass die derzeit niedrigen Dieselpreise in den nächsten Jahren bestehen bleiben. Je größer der Traktor, und damit verbunden der Treibstoffverbrauch ist, und je mehr Einsatzstunden pro Jahr gefahren werden, umso schneller rechnet sich der Pflanzenölbetrieb. Je nach Traktorgröße und Einsatzumfang rechnet sich diese Treibstoffoption bereits nach rund zwei bis knapp sieben Jahren (siehe Tabelle). Berücksichtigt man die Förderung, die im Rahmen des Programms Ländliche Entwicklung möglich ist, rechnet sich der Pflanzenölbetrieb bereits nach rund 1,5 bis 4,5 Jahren. Betrachtet man bei der Wirtschaftlichkeitsüberlegung beim Traktorkauf nur den Teilbereich der Treibstoffvariante, so ist dies ein zweischneidiges Schwert, da man dies dann eigentlich auch bei anderen Zusatzoptionen bei der Traktorausrüstung machen müsste. Dabei würde sich schnell herausstellen, dass manche Zusatzausrüstungen eigentlich nie wirtschaftlich darstellbar sind. Bei der Beurteilung der Treibstoffvariante sollte daher auch die Überlegung angestellt werden, wie die Mobilität am Betrieb aussieht, wenn Diesel eventuell künftig nicht verfügbar ist. Im Rahmen des Programms Ländlichen Entwicklung 2014 – 2020 besteht für die Mehrkosten zum Pflanzenölbetrieb im Rahmen des Ankaufs eines Neutraktors oder für die nachträgliche Umrüstung auf Pflanzenölbetrieb eine Fördermöglichkeit. Die Förderung beträgt 40 % der Mehrkosten bis zu max. Mehrkosten von 7000 Euro. Somit beträgt die Förderung max. 2800 Euro. Voraussetzung ist, dass der Traktor der Abgasstufe IIIB oder IV entspricht. Diese Förderung wird unter dem Titel Investitionen zur Verbesserung der Umweltwirkung (Fördergegenstand 9.2.8) gewährt. Eine Förderung ist sowohl für einzelne Landwirte als auch für Gemeinschaftstraktoren möglich. Die Antragstellung erfolgt über die Landwirtschaftskammern oder über die Ämter der Landesregierung (je nach Bundesland). Es wird empfohlen, unbedingt vor jedem Kauf mit der jeweiligen Förderstelle Kontakt aufzunehmen, um die entsprechenden Antragsdetails zu klären.
Teller und Tank
Bei allem fachlichen Für und Wieder in der Diskussion um die künftige Mobilität sollte nicht übersehen werden, dass es nur mit Pflanzenöltreibstoff möglich ist, die Nahrungsmittelproduktion in Krisenzeiten aufrechtzuerhalten. Regional hergestelltes Pflanzenöl macht es möglich, dass die landwirtschaftlichen Maschinen auch dann noch laufen, wenn kein Diesel mehr verfügbar ist. Zudem verbessert die regionale Produktion von Pflanzenölen auch die Versorgung mit Eiweißfuttermitteln aus heimischer Erzeugung. Bisher ist Österreich hier weitgehend von Importen abhängig, insbesondere Sojaschrot z. B. aus Brasilien. Weiterführende Informationen sind auch im Internet unter der Adresse www.pflanzenoel.agrarplus.at zu finden.
Mit freundlicher Genehmigung der Österreichischen BauernZeitung: Nr.22, 2. Juni 2016, Seite 7