Verarbeitung von Raps und Körnerleguminosen

Sowohl Raps als auch Körnerleguminosen wie Ackerbohne, Futtererbse, Sojabohne und Süßlupine erlauben die Verarbeitung zu einer Vielzahl von Produkten bzw. die Gewinnung wertvoller Nebenprodukte.
 
Raps:
Wichtig bei der Herstellung von Rapsöl ist die Qualität der Rapssaat als Ausgangsstoff. Sie darf zum Beispiel nicht zu viel Wasser enthalten. Deshalb wird jede Lieferung Rapssaat, die bei der Ölmühle ankommt, zunächst untersucht. Wenn das Ergebnis einwandfrei ist, kommt der Raps in die Ölpresse bzw. in Silos, wo er bis zur Weiterverarbeitung gelagert wird.
 
Vor dem eigentlichen Pressvorgang wird die Saat in den Ölmühlen gereinigt, anschließend zerkleinert und erwärmt, um das Abfließen des Öls zu erleichtern. Das Öl wird in einer so genannten Schneckenpresse, dem "Herz" der Ölmühle, gewonnen. Das ist eine Art gigantischer Fleischwolf, in dem die Rapssaat mechanischem Druck ausgesetzt wird. Gleich mehrere dieser beeindruckenden "Schnecken" bearbeiten Millionen kleiner Saatkörner.

In Deutschland gibt es regionale dezentrale Ölmühlen (mehr Informationen www.bdoel.de) und größere ölsaatenverarbeitende Betriebe, die auch Rohstoffe importieren (mehr Informationen www.ovid-verband.de).
 
Neben dem Öl bleibt dabei der Presskuchen übrig, der einen Restölgehalt von 6 bis 12 Prozent aufweist. In einem Extrakteur wird der Presskuchen bis auf 1 bis 2 Prozent weiter entölt. Der eiweißhaltige Presskuchen findet als Rapsschrot in der Tierfütterung Verwendung. Das Rapsöl wird anschließend in verschiedenen Schritten von Trüb-, Farb- und Geschmacksstoffen befreit. Das Ergebnis: ein hellgelbes, klares, geruchs- und geschmacksneutrales Öl mit vielen hochwertigen Fettsäuren. Mehrere hundert bis tausend Tonnen Saat können je nach Größe der Ölmühle auf diese Weise an einem Tag verarbeitet werden. Das fertige Rapsöl wird in Flaschen, Kanister, Tanklastzüge und Container abgefüllt.
Die Verfütterung von heimischem Rapsschrot kann den Import von überwiegend gentechnisch veränderten Sojabohnen aus USA und Brasilien bzw. Sojaschrot aus Argentinien verhindern. Eine konsequente Verwendung heimischen Raps-Tierfutters als Alternative zu Sojafutter führt zur Einsparung von rund 1 Mio. Hektar Soja-Anbaufläche (Jahr 2015). Der Rapsanbau und die Verfütterung von Raps-Tierfutter vermindern weitere Abholzung von Regenwäldern mit hoher Artenvielfalt.

Raps als nachwachsender Rohstoff für die Industrie:
Rapsöl ersetzt fossiles Öl und kann somit Rohstoff für die Textilindustrie sowie Grundstoff für Kunststoffe, Waschmittel und Schmierstoffe sein. Bei der Herstellung von Biodiesel aus Raps werden in Deutschland 300.000 Tonnen Glycerin als Nebenprodukt gewonnen.
 
Glycerin ist ein Zucker-Alkohol und begleitet uns durch den Alltag, z. B. in Kosmetik, Zahnpasta, Frostschutzmitteln oder Schmiermitteln. Raps-Lecithin ist gentechnikfrei und kommt in der Nahrungsmittelproduktion (insbesondere beim Backen), in Tierfutter, aber auch in der Pharmazie und in kosmetischen Erzeugnissen zum Einsatz. Raps-Tenside kommen in immer mehr Wasch-, Putz- und Reinigungsmitteln vor.

Körnerleguminosen:
Aus heimischen Körnerleguminosen wie Ackerbohne, Futtererbse, Sojabohne und Süßlupine lassen sich diverse Mehle gewinnen, die sich durch ihren hohen Eiweißgehalt auszeichnen und unterschiedliche Verwendung finden, z.B. in Brot aus Ackerbohnenmehl oder Pasta aus Süßlupinenmehl. Bei der Extraktion von Sojaöl fällt genauso wie beim Raps hochwertiges Eiweiß an, das in erster Linie in der Tierernährung verwendet wird und in Form diverser Speisen etwa aus dem Fleischersatzbereich auf dem Teller landet.