Mendel, Merkmale und maßgeschneiderte Speiseöle
Er ist der bekannteste Erbsenzähler der Welt und gilt heute als Begründer der Molekulargenetik: der Augustinermönch Gregor Mendel. 1856 hat er in Brünn mit seinen berühmten Erbsenversuchen begonnen. Mit sieben verschiedenen Samenarten kultivierte Mendel circa 28.000 Erbsenpflanzen und führte 10.000 Kreuzungen durch. Zeitungsberichten zufolge hatte er bei seinen Vorträgen über seine Forschungsergebnisse ein freundliches, aber verständnisloses, vielleicht sogar spöttisches Publikum. Mendels Methode war einfach zu neu: Nie zuvor hatte jemand versucht, Mathematik oder Statistik bei biologischen Experimenten anzuwenden. Seine Hauptidee, nicht das Gesamtbild eines Lebewesens zu betrachten, sondern die einzelnen Merkmale, muss geradezu fremdartig gewirkt haben.
Heute, 150 Jahre später, gelten die drei von Mendel definierten Gesetze über die Abläufe der Vererbung nach wie vor. Sie bilden die Grundlage der klassischen Pflanzenzüchtung – auch für den Raps. Viel Geduld, Handarbeit und Erbsenzählerei, in diesem Fall Zählerei von Rapskörnern, sind gefragt, bis eine neue Rapssorte zum Anbau zugelassen wird. Es dauert rund zwölf Jahre, bis der Rapszüchter weiß, ob sich seine Arbeit ausgezahlt hat. Zunächst müssen geeignete Elternpflanzen systematisch ausgewählt werden. Es folgen gezielte Kreuzungen verschiedener Eltern. Daraus werden dann konsequent und zielgerichtet Pflanzen mit den gewünschten Merkmalen selektiert und herangezogen. Da es jeweils 11 Monate dauert, bis aus einem Saatkorn eine erntereife Rapspflanze herangewachsen ist, wird schnell deutlich, wie langwierig und zeitaufwändig dieser Prozess ist. Alle Schritte erfolgen in Handarbeit. Jedes Saatkorn wird genauestens erfasst, alle Schritte werden detailliert festgehalten, damit der gesamte Züchtungsprozess kein Zufallsgeschehen bleibt wie in früheren Zeiten. Jeder Rapszüchter hütet dabei einen ganz besonderen Schatz: In klimatisierten Räumen lagern Millionen von Saatkörnern mit definierten Merkmalen. Ist es endlich gelungen, eine neue Sorte mit verbesserten Eigenschaften heranzuziehen, folgt im amtlichen Zulassungsverfahren ein dreijähriger Sortentest. Hier muss die neue Sorte zeigen, was sie kann. Erst wenn dieser bestanden ist, darf die neue Sorte auf dem Markt angeboten werden.