Eiweißpflanzen – mehr als nur Futter

Eigenversorgung

Ackerbohnen, Futtererbsen und Lupinenarten können im Viehfutter andere Eiweißquellen, z. B. Sojaschrot, ersetzen.
Mehr als 80 Prozent der Weltsojaernten werden bei einem großen klimatischen Risiko in den USA, Brasilien und Argentinien erzeugt und weltweit exportiert. Die Eigenerzeugung an pflanzlichem Eiweiß in der Europäischen Union ist dagegen in den letzten Jahren unter 25 Prozent gefallen. Für die Sicherheit der Eiweißversorgung und die Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft in Europa kommt somit den heimischen Eiweißpflanzen eine steigende Bedeutung zu.

Stoffkreislauf

Werden heimische Körnerleguminosen als Eiweißquelle im Viehfutter verwendet, können Stoffkreisläufe besser geschlossen werden: Erst werden die Pflanzen auf dem Acker angebaut. Nach der Ernte dienen Futtererbsen, Ackerbohnen und Lupinen als Tiernahrung. Im Stall fällt Gülle oder Stallmist an, die der Bauer als Dünger wieder auf den Acker fährt. So kehren die von den Tieren nicht verbrauchten Nährstoffe, die mit den Pflanzen vom Acker abgefahren wurden, wieder dorthin zurück. Bei Verwendung von Sojaschrot wird die Ökobilanz durch den Transport erheblich belastet.

Stickstoffbindung

Futtererbsen, Ackerbohnen und Lupinenarten sind bemerkenswerte Pflanzen. An ihren Wurzeln siedeln sich Knöllchenbakterien an, weil sie die Wurzelausscheidungen der Leguminosen nutzen können. Mit Hilfe der Knöllchenbakterien wiederum können die Leguminosen Stickstoff direkt aus der Luft binden und als Nährstoff verwenden. Die Körnerleguminosen und die Knöllchenbakterien leben in einer so genannten Symbiose: Jeder profitiert vom anderen!

Werden Futtererbsen, Ackerbohnen und Lupinen geerntet, bleiben ein Großteil des Strohs und alle Wurzeln auf dem Feld zurück. Die darin enthaltenen Stickstoff-Vorräte stehen dann den nachfolgenden Kulturen zur Verfügung.

Fruchtwechsel

Eine gute Fruchtfolge, das heißt der Wechsel der Fruchtarten über die Jahre hinweg auf dem gleichen Acker, ist die Basis für gute Erträge eines Bauern. Hierbei spielen die Körnerleguminosen eine wichtige Rolle. Sie reichern  den Boden mit Stickstoff an. Die kräftigen Wurzeln der Lupinen durchbrechen verhärteten Unterboden. Davon profitieren die anderen Kulturen in der Fruchtfolge.

Neue Märkte

Lupinenarten können künftig auch der menschlichen Ernährung dienen. Hier sehen Experten ein großes Potenzial für neue Produkte. Für Menschen, die auf Kuhmilch-Eiweiß oder Soja-Eiweiß allergisch reagieren, stellt Lupinen-Eiweiß eine Alternative dar. Auch Lupinen-Mehl könnte breite Anwendung finden, beispielsweise in Suppen, Cremes, Soßen, Eierspeisen oder Backwaren.

Neben dem Eiweiß ist auch die Stärke in Leguminosen ein wichtiger Bestandteil. Eine Unterart der Erbse, die Markerbse, mit einem besonders hohen Anteil des Stärkebestandteils Amylose, besitzt erhebliches Potenzial für eine industrielle Nutzung. Ihre Stärke könnte in Zukunft für die Herstellung von Verpackungen, Kunststoffen, Waschmitteln und vielem mehr genutzt werden.

Verwertung

Um die geernteten Futtererbsen, Ackerbohnen und Lupinen an Tiere zu verfüttern, werden sie geschrotet, das heißt zerkleinert. Dieses Schrot wird dann mit anderen Komponenten, wie beispielsweise Getreide, vermischt. So kann eine ideale Nährstoffzusammensetzung des Futters erzielt werden.

Dies passiert entweder in Mischfutterwerken, von denen dann das fertige Futter beim Bauern angeliefert wird, oder der Landwirt mischt sein auf dem eigenen Acker erzeugtes Getreide und seine Körnerleguminosen selbst nach eigener Rezeptur